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Radioliganden-Therapie bietet neue Chancen für Prostata-Krebspatienten

Durch die Radioligandentherapie gibt es eine neue Behandlungsmethode aus Deutschland, die Hoffnung macht. Mit 51 Prozent sind mehr als die Hälfte aller Männer im Laufe ihres Lebens von Krebs betroffen (Quelle). Zum Teil führen genetische Ursachen zu dieser tückischen Erkrankung. Oft ist jedoch auch der Lebensstil der Grund für eine Krebs-Diagnose im fortgeschrittenen Alter. Der Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebserkrankung und fast doppelt so oft vertreten wie Lungen- oder Darmkrebs.

Wie eine Krebs-Diagnose aus heiterem Himmel den Alltag und das Leben beeinflusst, hat uns Autor Stefan Schwarz in Folge 27 unseres NOT TOO OLD Podcast bereits ausführlich geschildert. Zwangsläufig befassen sich gerade viele ältere Menschen mit Krankheiten und aussichtsreichen Behandlungsmethoden. Eine davon möchten wir euch gern vorstellen.

Prostatakrebs bei Männern

In der Rangliste der meistverbreiteten Krebsdaten haben Männer und Frauen einen recht klaren Spitzenreiter. Während der Brustkrebs unangefochten an der Spitze der Krebsneuerkrankungen bei den Frauen steht, ist die häufigste Diagnose bei den Männern der Prostatakrebs. Ganz aktuelle Daten gibt es derzeit nicht, aber hier ist eine Aufstellung aus 2018.

Die Radioligandentherapie ist eine neue Behandlungsmethode bei dem bei Männern verbreiteten Prostatakrebs
Prozentualer Anteil der häufigsten Tumorlokalisationen an allen Krebsneuerkrankungen in Deutschland 2018 (ohne nicht-melanotischen Hautkrebs) © RKI-Bericht Krebs in Deutschland 2017/18

Jährlich erkranken über 60.000 Männer an Prostatakrebs und machen die tückische Krankheit damit nicht nur zur häufigsten Krebserkrankung, sondern auch zur zweithäufigsten Krebstodesursache. Vor dem 50. Lebensjahr ist die Diagnose recht selten, über 80 Prozent aller Betroffenen sind älter als 60 Jahre. Ein frühes Erkennen führt hier zu einer deutlich verbesserten Heilungs- und Überlebenschance, gerade bei Prostatakrebs. Denn der breitet sich verhältnismäßig langsam aus.

Wer an Krebs erkrankt, der wird sich spätestens dann mit Chemotherapie und Nuklearmedizin befassen. Denn bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts nutzen Wissenschaftler und Mediziner die Atomkraft, indem sie die Energiestrahlen von Uran und Radium einsetzen, um zum Beispiel Krebszellen zu bekämpfen.

Wie funktioniert die Radioligandentherapie?

Die Bestrahlung ist für über die Hälfte der Krebspatienten die häufigste Therapieform. Neu an der gezielten Radioligandentherapie bei Prostatakrebspatienten ist der fokussierte Einsatz der Strahlung. Einmal in den Blutkreislauf infundiert, kann diese Therapiemethode die Krebszellen im ganzen Körper erreichen und dort mit ihrer radioaktiven Energie die Tumorzellen abtöten. Dabei ist die zerstörerische Energie so konzipiert, dass sie sich nicht weiter als ein paar Millimeter vom Atom entfernt bewegt, sodass der Schaden relativ auf Tumorzellen konzentriert bleiben kann.

Das Medikament Pluvicto stammt aus den Laboren des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums
und der Universität Heidelberg und ist seit Dezember 2022 für die Behandlung von metastasierten Prostatakrebs zugelassen.

Wie die Suche nach Puzzleteilchen

Wir wollen nicht zu technisch werden, euch aber noch etwas mehr über die in Deutschland entwickelte zielgerichtete Radioligandentherapie erzählen. Für den zielgerichteten Einsatz werden zwei Hauptkomponenten verwendet: ein radioaktives Atom und ein
tumorspezifisches Molekül. Vereinfacht dargestellt handelt es sich dabei um ein Puzzleteil, welches auf der Oberfläche von Krebszellen nur zu den passenden molekularen Puzzleteilen passt. So lässt das Medikament die gesunden Zellen in Ruhe und bringt die Strahlung ausschließlich zu den kleinen Krebsherden an jeder Stelle im Körper.

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© National Cancer Institute (Unsplash)

Sobald die Forschung auch die passenden Puzzleteile weiterer Krebsarten identifiziert hat, ist eine Ausweitung der Behandlung möglich. Aktuell ist die Radioligandtherapie nur bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zugelassen. Das Potenzial der Therapie für solide Tumore auch in früheren Phasen ist aber riesengroß.

Therapie auch zur Diagnostik geeignet

Neben dem Einsatz der Radioligandtherapie als nuklearmedizinische Behandlungsmethode gibt es auch eine diagnostische Komponente: Denn das Diagnostikum verwendet dasselbe tumorspezifische Molekül wie das Therapeutikum, liefert allerdings radioaktive Atome, die den Krebs nicht zerstören, sondern ihn nur sichtbar machen. Mit entsprechenden Scannern können die Mediziner den Krebs dann nachweisen. Und das unabhängig davon, wo er sich im Körper ausgebreitet hat.

Sobald der Krebs entdeckt wurde, kann die gezielte Radioligandentherapie mit demselben tumorspezifischen Molekül eine gute Ergänzung des bestehenden Therapiespektrums sein.

Titelbild © belchonock (depositphotos.com)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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