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Weltkrebstag 2022: Grund zum (Vor)Sorgen

Jedes Jahr am 4. Februar wird der Weltkrebstag ausgerufen. Ein Anlass, diese tückische und oft tödliche Erkrankung in den Fokus zu rücken. Denn nur mit Vorsorge, Vorbeugung, Erforschung und der rechtzeitigen Behandlung von Krebserkrankungen können dramatische Folgen reduziert werden. Und so nutzen wir die Chance, euch heute am Weltkrebstag 2022 über die Möglichkeiten der Krebsprävention und der Krebsfrüherkennung zu informieren. In der Hoffnung, dass ihr gesund seid und bleibt.

Um sich die aktuelle Situation deutlich zu machen, hilft ein Blick auf aktuelle medizinische Kennzahlen.

Krebs in Deutschland

Steigen wir zum Weltkrebstag mit ein paar Werten zum Krebs in Deutschland ein, die von Statista ermitteln wurden:

  • über 490.000 jährliche Krebsneuerkrankungen
  • etwa 240.000 jährliche Todesfälle aufgrund von Krebs
  • über 58.000 jährliche Prostatakrebserkrankungen bei Männern
  • mit 91,6 auf 100.000 hat Prostatakrebs die höchste Neuerkrankungsrate bei Männern
  • 40 % aller Krebsfälle könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden (Quelle)

Prognosen der Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der weltweit an Krebs erkrankten Menschen von gut 20 Millionen in den nächsten zwanzig Jahren um 50 Prozent auf 30 Millionen steigern könnte. Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Krebs nach wie vor die zweithäufigste Todesursache. Und obwohl auch junge Menschen häufiger an Krebs erkranken, lenken wir heute am Weltkrebstag 2022 das Augenmerk auf Best Ager und Personen 50plus. Denn im Durchschnitt sind an Krebs verstorbene Patienten bereits in den Siebzigern.

Zum Weltkrebstag 2022 wollen wir über die tückische Erkrankung aufklären
© Tima Miroshnichenko (Pexels)

Frühes Erkennen ermöglicht Behandlung

Ein rechtzeitiges Erkennen einer Tumorerkrankung in einem frühen Stadium ermöglicht eine Behandlung. Das steigert die Chancen auf Heilung oder Verbesserung des Gesundheitszustandes. Auf jeden Fall erhöht sich die Überlebenswahrscheinlichkeit. Für Best Ager und Menschen 50plus empfiehlt es sich, die zur Verfügung stehenden Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen.

Hilfe liefern die Krankenkassen und -versicherungen, die einen Großteil der Vorsorgeuntersuchungen übernehmen. So können aufgrund gesetzlicher Regelungen in regelmäßigen Abständen kostenlos Arztbesuche stattfinden. So ist zum Beispiel die Darmkrebsfrüherkennung für Männer ab 50 kostenlos. Ein Hautkrebs Screening übernehmen Kassen ab 35 Jahren. Und Männer ab 45 Jahren können Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, bei denen es um die Prostata geht. Hier untersucht der Arzt auf Entzündungen, Vergrößerungen und Krebs. Außerdem können Männer ab 50 Jahren alle fünf Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie) zur Früherkennung von Krebs durchführen lassen. Leider nehmen nur etwa 67 Prozent der Frauen (ab 20 Jahre) und gut 40 Prozent der Männer (ab 35 Jahre) an diesen Untersuchungen teil (lt. TUM).

Nach Prof. Dr. med. Volker Heinemann, dem Direktor des CCC München der LMU München, könnten 50-70 Prozent der Krebstodesfälle in Europa vermieden werden, wenn das Zusammenspiel von Prävention und Früherkennung optimiert werden würde.

Eigenes Krebsrisiko selbst senken

Neben der Vorsorge für die Früherkennung von Erkrankungen gibt es aber noch weitere Maßnahmen, die jeder Mensch ganz persönlich durchführen kann, um sein Krebsrisiko zu senken.

Durch einen gesunden Lebensstil könnten 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindert werden.

Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz

Frau Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz ist Dekanin und Ordinaria am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der TU München. Ihrer Erkenntnis nach sind körperliche Inaktivität, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Genussmittel und Schutz vor UV-Strahlung die beeinflussbaren Risikofaktoren für Krebs. Dazu wurden 12 Möglichkeiten im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung zusammengefasst, die jeder für sich selbst umsetzen und sein Risiko einer Erkrankung verringern kann. Der Weltkrebstag 2022 ist ein guter Anlass, auf diese Möglichkeiten hinzuweisen.

Denn wer diese Einflussfaktoren in der Primärprävention verringert, der erhöht die Chancen, dass der Krebs gar nicht erst entsteht. Wenn das nicht gelingt und der Krebs diagnostiziert wird, dann soll durch die Sekundär- und Tertiär-Prävention erreicht werden, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und krankheits- oder therapiebedingte Nebenwirkungen und Spätfolgen zu mildern. 

pexels brett sayles 4276425
© Brett Sayles (Pexels)

Sport senkt das Krebsrisiko

Prof. Dr. med. Martin Halle, Ärztlicher Direktor und Ordinarius Lehrstuhl und Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Klinikum rechts der Isar TU München, weist auf den Zusammenhang und die Wirkung von Sport und der Krebsprävention hin und macht den Prozess am Beispiel Darmkrebs deutlich. So senden die Muskeln verschiedene Botenstoffe über das Blut in die Organe aus. Wird die Muskulatur belastet, dann werden u.a. im Darm bestimmte Muskelhormone freigesetzt und die können, wenn sie in die Darmschleimhaut gelangen, die Entwicklung von Darmpolypen hemmen. Das ist ein anschauliches Beispiel, wie sich Krebs aktiv verhindern lässt.

Darüber hinaus hat sportliche Betätigung und ausreichende Fitness auch indirekt Einfluss auf die Mechanismen des Zuckerstoffwechsels und Insulinspiegels. Das Immunsystem wird stimuliert, durch Bewegung erhöht sich die Zahl der natürlichen Killerzellen, die Krebszellen abtöten können.

Um die Immunkompetenz zu fördern, sollten wir täglich mindestens 10 Minuten höher intensiv trainieren und richtig ins Schwitzen kommen, um die Muskulatur zu aktivieren.

Prof. Dr. med. Martin Halle

Gesunde Ernährung fördert die Gesundheit

Ernährung und Bewegung werden oft als gemeinsame Tipps zu einem bewussteren und gesünderen Leben genannt. Insofern geht es nicht um die krebspräventive Wirkung einzelner Nahrungsmittel, sondern um ein ausgewogenes Zusammenspiel und einen gesunden Lebensstil. Nur gesund essen, aber rauchen und keinen Sport treiben reicht nicht aus. Ein paar Eckdaten gibt es aber trotzdem, zum Beispiel von der DGE. Demnach sollten wir folgende Produkte jeden Tag zu uns nehmen:

  • mindestens 400 g Gemüse
  • 250 g Obst
  • Vollkornprodukte
  • max. 150 g Milchprodukte wie Joghurt und Käse.

Und dazu pro Woche

  • Fisch ein- bis zweimal
  • unverarbeitetes Fleisch 300-max. 600 g
  • wenig Alkohol: 20 g pro Tag (ein halber Liter Bier) für Männer

MERKE: Verarbeitetes, rotes Fleisch gilt als krebserregend, vor allem gepökelte und geräucherte Wurstwaren.

Darmkrebsprävention

Unsere dringlichste Bitte zum heutigen Weltkrebstag 2022 ist der Hinweis, mindestens alle von den Krankenkassen angebotenen Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. Das tut nicht weh und bietet die Chance, eine Krebserkrankung frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.

Titelbild © Tara Winstead (Pexels)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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