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Du kommst hier nicht (mehr) rein – Altersdiskriminierung im Beruf

Man nennt sie Whoopies, Silver Ager, Best Ager, Golden Ager oder auch Third Ager. Denn hinter all diesen Begriffen verbergen sich Menschen im Herbst ihres Lebens. Damit verfügen sie also nicht nur über ein fortgeschrittenes Alter, sondern auch über eine Top-Qualifikation für den Arbeitsmarkt. Das sehen aber tatsächlich nicht alle einstellenden Unternehmen so. Die Altersdiskriminierung, auch Ageismus genannt, ist im Bewerbungsprozess und auch in anderen Lebensbereichen ein weit verbreitetes Phänomen.

Um sich dem Thema zu nähern, wollen wir zuerst einmal den Begriff etwas näher erklären.

Definition Altersdiskriminierung

Altersdiskriminierung bezeichnet die ungerechtfertigte Benachteiligung von Personen aufgrund ihres Alters. Dazu gehört zum Beispiel, wenn eine Person aufgrund ihres Alters in einem bestimmten Kontext wie am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Gesundheitsversorgung schlechter behandelt wird als eine Person, die jünger oder noch älter ist. Bei der direkten Altersdiskriminierung gelten zum Beispiel feste Altersgrenzen oder Bewerbungen älterer Personen werden bewusst ignoriert. Demgegenüber gibt es auch eine indirekte Altersdiskriminierung, zum Beispiel durch bestimmte Arbeitsanforderungen, die ältere Personen nicht erfüllen können.

Altersdiskriminierung sollte in keinen Unternehmen ein Thema sein
© TheStandingDesk (Unsplash)

Der altersbedingte Ausschluss kann zum echten Problem werden, denn den betroffenen Menschen werden wichtige Chancen verwehrt. Und das kann negative Auswirkungen auf ihre Lebensqualität und ihr Wohlbefinden haben. Daher sind in vielen Ländern bestimmte Formen der Altersdiskriminierung rechtlich verboten, außerdem gibt es Initiativen zur Sensibilisierung und Bekämpfung dieses Problems.

Vorteile der Best Ager im Job

Die Silver Society hat nicht nur ein paar Jahre auf dem Buckel, sondern viele nützliche Skills im Gepäck:

– eine hohe Sozialkompetenz
– umfangreiche Netzwerke
– hohe Disziplin und Motivation
– sowie Verantwortungsbewusstsein und -bereitschaft

Innerhalb der nächsten Jahre wird unsere Gesellschaft aus immer mehr Best Agern bestehen, die in Richtung Rente ziehen werden. Die Anzahl der potenziell Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 wird deutlich sinken – laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. um über 3 Millionen Menschen bis zum Jahr 2035.

Männer Ü50 auf dem Arbeitsmarkt

Männer über 50 Jahre sind auf dem Arbeitsmarkt aktiv, aber ihre Arbeitsmarktbeteiligung ist im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen geringer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland lag die Erwerbsbeteiligung der Männer im Alter von 50 bis 64 Jahren im Jahr 2022 bei etwa 81 Prozent.

In Bezug auf Führungspositionen gibt es nicht viele Männer über 50 in diesen Positionen. Eine Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) der Hochschule Ludwigshafen am Rhein hat ergeben, dass nur etwa 6 Prozent der Führungspositionen in deutschen Unternehmen von Menschen über 50 Jahren besetzt sind. Dies liegt teilweise daran, dass ältere Arbeitnehmer oft von jüngeren Arbeitnehmern verdrängt werden, die als dynamischer, leistungsstärker und innovativer angesehen werden.

Arbeitslosigkeit älterer Mitarbeiter:innen

Viele Männer über 50 sind bereits im Ruhestand oder arbeiten in Teilzeit oder in Form von Projekten. Allerdings ist auch die Arbeitslosigkeit bei älteren Arbeitnehmern ein Problem. In Deutschland betrug die Arbeitslosenquote bei Personen im Alter von 50 bis 65 Jahren im Jahr 2021 etwa 5,6 Prozent. Diese Arbeitslosigkeit kann zum Teil auf Altersdiskriminierung und eine Benachteiligung dieser Altersgruppe zurückzuführen sein. Es spielen aber auch noch andere Faktoren wie fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten oder der Mangel an flexiblen Arbeitsbedingungen eine Rolle.

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© Adeolu Eletu (Unsplash)

Wenn es um die Bereitschaft geht, sich beruflich zu verändern, sind ältere Arbeitnehmer oft weniger risikobereit und zurückhaltender gegenüber den jüngeren Kolleg:innen. Viele fühlen sich in ihrem derzeitigen Job sicher und haben wenig Interesse an einer beruflichen Veränderung. Andere haben Bedenken, dass ihr Alter und ihre Erfahrung gegen sie arbeiten könnten, wenn sie sich für eine neue Stelle bewerben.

Das gilt aber nicht für alle Vertreter der Gruppe 50plus, einige bringen auch im fortgeschrittenen Alter die Bereitschaft mit, sich beruflich zu verändern. In die Waagschale werfen sie eine Menge Erfahrung, soziale Skills und Fähigkeiten, die in anderen Branchen oder in einer anderen Position wertvoll sein könnten. Sie sollten sich nicht von Vorurteilen oder anderen Sorgen abschrecken lassen und ihre Chancen nutzen, um sich beruflich weiterzuentwickeln.

Was steckt hinter Altersdiskriminierung?

Altersdiskriminierung ist ein absolutes No-Go in der heutigen Arbeitswelt, denn grundsätzlich sollte eine Chancengleichheit aller Kandidat:innen vorherrschen und nicht zwischen Geschlechtern, Alter, Herkunft oder anderen Merkmalen unterschieden werden. Trotzdem gibt es immer noch Arbeitgeber, die denken, dass Männer über 50 „aus der Zeit gefallen“ sind und keine neuen Ideen mehr einbringen können. Ihnen eilt zum Teil der Ruf voraus, durch die vielen Arbeitsjahre preislich versaut zu sein, aber eigentlich nur noch ihre Zeit bis zur Rente absitzen zu wollen.

Doch das ist ein riesiger Irrtum! Ältere Arbeitnehmer haben eine Menge Erfahrung und verfügen über Wissen, welches sie gewinnbringend in den Job einbringen können. Sie sind oft zuverlässiger und haben ein besseres Verständnis für die Arbeitswelt und die Bedürfnisse der Kunden. Und auch an Flexibilität mangelt es dieser Altersgruppe nicht. Daher sollte jeder Mitarbeiter, unabhängig von Alter oder Geschlecht, aufgrund seiner Fähigkeiten und Erfahrungen beurteilt werden.

Lass Dich nicht aufhalten

Wenn du ein Mann über 50 bist und Schwierigkeiten hast, eine neue Stelle zu finden, solltest du nicht aufgeben. Betone deine Fähigkeiten und Erfahrungen und gib dich nicht mit einem Job zufrieden, der unter deinen Fähigkeiten liegt. Nutze deine Kontakte und dein Netzwerk, um auf Stellenangebote aufmerksam zu werden, die für dich geeignet sind.

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© Marten Bjork (Unsplash)

Und noch etwas: Wenn du ein Arbeitgeber bist, solltest du dich fragen, ob du wirklich das beste Talent einstellst oder ob du nur Vorurteile hast. Wenn du ältere Arbeitnehmer diskriminierst, verlierst du möglicherweise wertvolle Talente, die deinem Unternehmen zum Erfolg verhelfen könnten.

Es ist an der Zeit, dass wir aufhören, auf das Alter zu achten und uns stattdessen auf die Fähigkeiten und Erfahrungen eines jeden Bewerbers konzentrieren. Nur so können wir sicherstellen, dass jeder Mitarbeiter die gleichen Chancen hat und dass Unternehmen von der Vielfalt und Erfahrung ihrer Belegschaft profitieren können.

Titelbild © Razvan Chisu (Unsplash)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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