HomeLEBENFinanzenHigh Voltage - Gute Neuigkeiten für Betreiber von Balkonkraftwerken

High Voltage – Gute Neuigkeiten für Betreiber von Balkonkraftwerken

Bestimmt kennt ihr von Loriot den Sketch von „Weihnachten bei Hoppenstedts“, in der sich der Enkel ein Atomkraftwerk für den Hausgebrauch zusammenbastelt. 27 Jahre später geht der Trend tatsächlich zu der DIY-Energieversorgung in den eigenen vier Wänden, denn seit Corona boomen die Balkonkraftwerke. Der Gesetzgeber hat mit dem Solarpaket 1 nun weitere Vorteile und Vereinfachungen für die Menschen auf den Weg gebracht, die sich eine Mini-Photovoltaik-Anlage zulegen möchten. Wir klären auf.  

Schon längere Zeit ist klar, dass wir eine Energiewende brauchen und verstärkt auf erneuerbare Energie setzen müssen. Für Wind- und Wasserkraftanlagen braucht es große, professionelle Installationen. Aber die Sonne kann tatsächlich jeder Einzelne nutzen, der Platz für eine Mini-PV-Anlage hat. Gemeint sind übrigens nicht nur Anlagen, die direkt an einem Balkon verbaut werden. Auch kleine Solaranlagen auf Dächern gehören in diese Kategorie. So kann jeder Bundesbürger und jede Bundesbürgerin die Energiewende in Deutschland unterstützen und Deutschland helfen, seine Klimaziele zu erreichen. Die Debeka, eine der größten Versicherungen und Bausparkassen in Deutschland, hat die Vorteile zusammengestellt.

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Vorteil 1: Weniger Bürokratie

Für viele Maßnahmen in den eigenen vier Wänden oder im Eigenheim brauchte es bisher eine große Menge an Papierkram, etliche Anträge und viele Dokumente. Damit ist aber seit dem 1. April 2024 Schluss. Seitdem reicht eine Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur mit nur recht wenigen und sehr einfach einzugebenden Daten aus, um ein Balkonkraftwerk in Betrieb zu nehmen. Die Meldepflicht beim Netzbetreiber ist ebenfalls weggefallen.

Vorteil 2: Höhere Leistungsgrenze

Balkonkraftwerke können seit April 2024 laut Solarpaket 1 noch leistungsfähiger ein: Für Geräte mit einer installierten Leistung von bis zu zwei Kilowatt und einer Wechselrichterleistung von insgesamt bis zu 800 Voltampere gilt mit Inkrafttreten des Solarpakets 1 eine vereinfachte Anmeldung. Für die Balkonsolaranlagen bedeutet das: Statt 600-Watt-Anlagen sind künftig 800-Watt-Anlagen erlaubt.

Vorteil 3: Einfachere Installation

Mit Strom und Elektroinstallationen zu hantieren, ist nicht jedermanns Sache. Wer unsicher ist, der braucht beim Aufbau eines kleinen Balkonkraftwerks professionelle Unterstützung. Technisch versierte Heimwerker*innen sind aber durchaus in der Lage, die Mini-Photovoltaik-Anlage selbst aufzubauen. In Zukunft sollen die Mini-PV-Anlagen über einen normalen Stecker verfügen, wie sie auch andere Haushaltsgeräte haben. Das vereinfacht die Installation.

Vorteil 4: Alter Zähler kein Hindernis

Auch die Mieter oder Eigentümer, bei denen noch ein alter Ferraris-Zähler eingebaut ist, brauchen nach Inkrafttreten des Gesetzes mit der Inbetriebnahme des Balkonkraftwerks nicht mehr warten, bis ein neuer digitaler Zweirichtungszähler installiert ist. Vorübergehend darf dann ein Zähler rückwärtslaufen. Das reduziert die Stromrechnung.

Vorteil 5: CO2-Fußabdruck minimieren

Immer wieder weist die Politik darauf hin, dass jeder Einzelne zum Schutz des Klimas beitragen kann. Und das wird gerade mit einem Balkonkraftwerk deutlich. Denn mit einer eigenen Balkon-Solaranlage verkleinert man seinen CO2-Fußabdruck, schont Ressourcen und tut der Umwelt einen Gefallen.

Ein Balkonkraftwerk ist recht einfach zu installieren
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Das Balkonkraftwerk absichern

Als Versicherung hat die Debeka natürlich auch einen Blick auf die Absicherung dieser technischen Anlage. Gegen mögliche Schäden, zum Beispiel durch Hagel, Sturm und Überspannung, können Mieter ein Balkonkraftwerk in der Regel über die Hausratversicherung absichern, als Eigentümer über die Wohngebäudeversicherung, wenn die Anlage fest mit dem Gebäude verbunden ist. Beschädigt man ein Balkonkraftwerk, das man nicht besitzt, ist das ein Fall für die Haftpflichtversicherung. Ebenso, wenn die eigene Mini-PV-Anlage jemand anderem einen Schaden zufügt. 

Kosten einer Mini-Photovoltaik-Anlage

Die Kosten für eine Balkonsolaranlage variieren je nach Hersteller und Leistung, liegen aber in der Regel zwischen 300 und 1.500 Euro für ein Komplettset. Die Installation ist oft einfach und kann in vielen Fällen selbst durchgeführt werden, da die Anlagen speziell für den einfachen Aufbau konzipiert sind. Es ist jedoch wichtig, die Sicherheitsvorschriften zu beachten, insbesondere die korrekte Installation der elektrischen Komponenten. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ist es ratsam, einen qualifizierten Handwerker zu beauftragen, um eine sichere und effiziente Installation zu gewährleisten. Dies kann zusätzliche Kosten verursachen, bietet aber zusätzliche Sicherheit, dass die Anlage korrekt und sicher installiert ist.

Ersparnisse bei den Energiekosten

Eine Balkonsolaranlage nach den neuen Möglichkeiten aus dem Solarpaket 1 mit einer Leistung von etwa 800 Watt kann pro Jahr je nach Standort und Sonneneinstrahlung etwa 800 Kilowattstunden (kWh) produzieren. Aktuell kostet eine Kilowattstunde bei den Stromerzeugern zwischen 26 und 42 Cent. Somit liegen die möglichen Ersparnisse durch ein Balkonkraftwerk zwischen 208 und 336 Euro pro Jahr. Den Preis für die Installation habt ihr somit schon nach wenigen Jahren wieder raus, danach spart ihr jedes Jahr bares Geld.
Ein Zweipersonen-Haushalt benötigt pro Jahr etwa 3.200 Kilowattstunden, ein Viertel davon könnt ihr also selbst erzeugen.

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© Serdynska (depositphotos.com)

FAQ zum Balkonkraftwerk

Gibt es finanzielle Förderungen für den Kauf einer Balkonsolaranlage im Rahmen des Solarpakets 1?

Das Solarpaket 1 selbst führt keine neuen direkten Subventionen ein, jedoch kann die Anschaffung einer Balkonsolaranlage unter bestimmten Voraussetzungen durch bestehende Förderprogramme auf Bundes- oder Landesebene unterstützt werden. Es lohnt sich, lokale Fördermöglichkeiten zu prüfen.

Was sollte ich bei der Installation einer Balkonsolaranlage beachten?

Achtet darauf, dass die Anlage stabil und sicher montiert wird und die Ausrichtung eine maximale Sonneneinstrahlung ermöglicht. Checkt auch die lokale Gesetzgebung bezüglich der Installation von Balkonanlagen, da es Einschränkungen geben kann, insbesondere in Mehrfamilienhäusern oder bei denkmalgeschützten Gebäuden. Es ist empfehlenswert, einen Fachmann zu befragen, um eine optimale und sichere Installation zu gewährleisten.

Kann ich den mit meiner Balkonsolaranlage erzeugten Strom ins öffentliche Netz einspeisen?

Ja, der in Deutschland erzeugte Strom kann grundsätzlich ins öffentliche Netz eingespeist werden. Allerdings sind bei Balkonsolaranlagen die Einspeisevergütungen oft nicht so lukrativ wie bei größeren Photovoltaikanlagen. Viele Besitzer entscheiden sich daher, den Strom primär selbst zu verbrauchen, um ihre Stromrechnung direkt zu reduzieren.

Welche technischen Voraussetzungen sollte mein Balkon erfüllen, damit ich eine Solaranlage installieren kann?

Der Balkon sollte ausreichend sonnenexponiert sein, idealerweise mit einer Südausrichtung, um maximale Sonneneinstrahlung zu gewährleisten. Zudem sollte genügend Platz für die Montage der Solarpanels vorhanden sein, ohne dass diese Schattenwurf durch umliegende Objekte wie Bäume oder andere Gebäude erhalten. Stabilität und Tragfähigkeit des Balkons sind ebenfalls wichtig, um die zusätzliche Last der Anlage zu tragen.

Gibt es Einschränkungen oder spezielle Genehmigungen, die ich bei der Installation einer Balkonsolaranlage in einer Mietwohnung beachten muss?

In Mietwohnungen müsst ihr in der Regel die Zustimmung des Vermieters einholen, bevor ihr eine Balkonsolaranlage installiert. Es ist wichtig, diese Vereinbarung schriftlich zu fixieren. Informiert euch zudem über die Hausordnung und mögliche Vorgaben der Wohnungseigentümergemeinschaft, da hier zusätzliche Einschränkungen bestehen könnten.

Es ist nie zu spät, mit einer heimischen Solaranlage einen Teil zur Energiewende beizutragen.

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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