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Longevity statt Ruhestand – Best Ager als wichtige Zielgruppe der Fitnessbranche

Die deutsche Fitnessbranche erlebt einen Paradigmenwechsel: Best Ager zwischen 50 und 65 Jahren entwickeln sich zur kaufkräftigsten und loyalsten Zielgruppe. Mit dem Longevity-Trend als einem der Top-Themen 2025 richten Studios ihre Angebote neu aus. Weg von Ästhetik, hin zu Gesundheit und Lebensqualität.

Auf der FIBO 2025, der weltweit größten Fitnessmesse, widmete sich erstmals eine komplette Halle dem Thema Longevity. Über 154.000 Besucher aus 129 Ländern informierten sich im April über Trainingskonzepte, die nicht auf kurzfristige Erfolge, sondern auf langfristige Gesundheit ausgerichtet sind. Die Botschaft ist eindeutig: Die Fitnessbranche positioniert sich zunehmend als Gesundheitspartner – und Männer ab 50 stehen dabei mit im Zentrum.

Best Ager als Wachstumsmotor

Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland sind 45 Prozent der Bevölkerung über 50 Jahre alt. Diese demografische Gruppe stellt nicht nur einen bedeutenden Anteil der Gesellschaft dar, sondern auch der Fitnessstudio-Mitglieder. Laut aktuellen Branchendaten verzeichnete die deutsche Fitnessbranche 2024 einen Mitgliederrekord von 11,71 Millionen Menschen bei einem Gesamtumsatz von 5,82 Milliarden Euro.

Expert*innen der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement betonen: Best Ager kündigen seltener, zahlen mehr und bleiben länger als jüngere Zielgruppen. Sie suchen nicht nach schnellen Fitness-Trends, sondern nach nachhaltigen Lösungen für ihre Gesundheit. Diese Zielgruppe ist bereit, in Qualität zu investieren – nicht in Rabattaktionen.

Warum Muskelaufbau ab 50 zum Gamechanger wird

Ab dem 30. Lebensjahr beginnt der natürliche Muskelabbau, auch Sarkopenie genannt. Dieser Prozess beschleunigt sich ab 50 erheblich: Ohne Gegenmaßnahmen verlieren Menschen pro Jahrzehnt drei bis acht Prozent ihrer Muskelmasse. Bei Männern kommt erschwerend hinzu, dass der Testosteronspiegel sinkt und die Regenerationsfähigkeit abnimmt.

Eine Studie aus dem Jahr 2024 zeigt jedoch: Die Kombination aus Krafttraining, ausreichend Protein sowie Vitamin D und Calcium führt auch bei Männern über 70 Jahren zu signifikantem Muskelaufbau und verbesserter Mobilität. Die Teilnehmer berichteten nach 20 Wochen über gesteigerte Lebensqualität, reduzierte Müdigkeit und Verlust von Körperfett.

Das American College of Sports Medicine veröffentlichte im November 2024 seine jährliche Trendanalyse: Trainingsprogramme für ältere Erwachsene rangieren auf Platz drei der globalen Fitness-Trends 2025. Longevity-orientiertes Training steht dabei im Mittelpunkt – nicht Ästhetik, sondern funktionelle Fitness für ein langes, selbstbestimmtes Leben.

Neue Trainingskonzepte für die Generation 50+

Moderne Longevity-Programme unterscheiden sich fundamental von klassischem Bodybuilding. Der Fokus liegt auf:

Funktionelles Krafttraining: Übungen, die Alltagsbewegungen simulieren – Treppensteigen, Aufstehen, Heben, Tragen. Diese trainieren nicht nur einzelne Muskeln, sondern komplexe Bewegungsabläufe, die im Alter entscheidend für Selbstständigkeit sind.

Moderate Intensität mit Progression: Training mit 60 bis 85 Prozent der Maximalkraft ist optimal. Der RPE-Wert (Rate of Perceived Exertion) sollte bei 7 bis 9 liegen – am Ende eines Satzes sollten noch ein bis drei saubere Wiederholungen möglich sein.

Ganzheitlicher Ansatz: Neben Krafttraining gewinnen Mobility-Übungen, Gleichgewichtstraining und moderate Ausdauereinheiten an Bedeutung. Expert*innen empfehlen drei Krafteinheiten kombiniert mit zwei bis drei Ausdauereinheiten pro Woche.

Zone-2-Cardio: Dieses Ausdauertraining bei moderater Intensität verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit und hat sich als wichtiger Baustein für Longevity etabliert.

Die 30-Minuten-Lösung: Effizient trainieren

Zeit ist auch für Best Ager ein kostbares Gut. Die gute Nachricht: Effektives Training braucht keine stundenlangen Gym-Sessions. Ein durchdachtes 30-Minuten-Workout kann bereits signifikante Erfolge erzielen.

Beispiel-Routine für Einsteiger (2-3x pro Woche):

  • Aufwärmen: 5 Minuten leichte Bewegung (Gehen, Radfahren)
  • Kniebeuge mit Körpergewicht oder leichten Gewichten: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Liegestütze (auch an der Wand möglich): 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Rudern mit Widerstandsband oder Kurzhanteln: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Plank (Unterarmstütz): 3 Sätze à 20-30 Sekunden
  • Ausfallschritte: 3 Sätze à 10 Wiederholungen pro Bein
  • Cool-Down: 5 Minuten Dehnen und Mobility

Für Fortgeschrittene können freie Gewichte, komplexere Übungen und höhere Intensitäten integriert werden. Wichtig ist: Die Übungsausführung muss korrekt sein, um Verletzungen zu vermeiden. Viele Studios bieten inzwischen spezialisierte Best-Ager-Programme mit qualifiziertem Personal an.

Und wer im Home-Gym trainieren will, dem können wir Freeletics sehr empfehlen. Ich selbst trainiere 3x pro Woche mit der App und es wird niemals langweilig. Außerdem kann vorhandenes Equipment eingebaut werden. Über den Link in diesem Freeletics-Beitrag könnt ihr euch anmelden und gleich von einem Bonus profitieren.

Ernährung als Erfolgsfaktor

Training allein reicht nicht aus. Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle beim Muskelaufbau ab 50. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt gut 1 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich. Bei intensivem Krafttraining kann der Bedarf auf 1,5 bis 2 Gramm steigen.

Hochwertige Proteinquellen sind:

  • Mageres Fleisch und Fisch
  • Eier und Milchprodukte
  • Hülsenfrüchte
  • Tofu und andere pflanzliche Alternativen

Zusätzlich sind Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und ausreichend Calcium wichtig für die Testosteronproduktion und einen gesunden Stoffwechsel.

Die Vorsorge-Checkliste für Männer 50+

Bevor man mit einem neuen Trainingsprogramm startet, empfehlen Expert*innen einen ärztlichen Check-up. Diese Vorsorgeuntersuchungen sind besonders relevant:

Basis-Checkup:

  • Blutdruck und Ruhepuls
  • Blutbild (inkl. Cholesterin, Blutzucker)
  • Vitamin-D-Spiegel
  • Testosteron-Werte
  • Schilddrüsenwerte

Erweiterte Diagnostik (bei Bedarf):

  • Belastungs-EKG
  • Knochendichte-Messung
  • Gelenkfunktion und Beweglichkeit

Mit diesen Werten lässt sich ein individuelles Trainingsprogramm erstellen, das Stärken fördert und Schwächen gezielt angeht.

Sturzprävention durch Krafttraining

Ein oft unterschätzter Aspekt: Muskeltraining ist die effektivste Sturzprävention. Menschen mit Sarkopenie erleiden 2,3-mal häufiger Frakturen durch Stürze – von Hüftbrüchen über Arm- und Beinbrüche bis zu Wirbelkörperfrakturen. Krafttraining verbessert nicht nur die Muskelkraft, sondern auch Gleichgewicht und Koordination.

Gleichgewichtsübungen sollten Teil jedes Best-Ager-Programms sein:

  • Einbeinstand (zunächst mit Festhalten)
  • Balance-Pads oder instabile Unterlagen
  • Yoga- und Pilates-Übungen
  • Funktionelles Training mit Rotation

Longevity als Lifestyle-Trend

Der Longevity-Trend geht über reine Fitness hinaus. McKinsey berichtet in seiner Wellness-Studie 2025, dass bis zu 60 Prozent der Konsumenten gesundes Altern als Top-Priorität einstufen. Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die Langlebigkeit unterstützen, wächst kontinuierlich.

Fitness-Studios reagieren darauf mit erweiterten Angeboten: Recovery-Services wie Kryotherapie, Infrarotsaunen und Massage-Behandlungen werden zunehmend Teil des Portfolios. Einige Premium-Anbieter integrieren sogar Biomarker-Tests und medizinische Beratung.

Die Rolle der digitalen Fitness

Wearable Technology und Mobile Exercise Apps führen die globalen Fitness-Trends 2025 an. Auch Best Ager profitieren von dieser Entwicklung: Fitness-Tracker messen nicht nur Schritte und Herzfrequenz, sondern auch Schlafqualität, Erholungsphasen und Trainingsfortschritte.

Datenbasiertes Training ermöglicht präzise Anpassungen und verhindert Über- oder Unterforderung. Viele Studios bieten inzwischen Apps an, die das Training im Studio ergänzen und auch für Heimworkouts geeignet sind.

Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist

Die Botschaft von Experten ist eindeutig: Es ist nie zu spät, mit Krafttraining zu beginnen. Selbst 90-Jährige können noch Muskelmasse aufbauen – eine achtwöchige Studie zeigte Kraftsteigerungen von durchschnittlich 174 Prozent bei zuvor gebrechlichen Teilnehmern.

Der beste Zeitpunkt zu starten ist jetzt. Jeder Monat ohne Training beschleunigt den Muskelabbau. Jeder Tag mit Training ist eine Investition in Lebensqualität, Selbstständigkeit und Gesundheit.

Fazit: Die Zukunft gehört den Best Agern

Die Fitnessbranche hat erkannt: Best Ager sind keine Nischenzielgruppe, sondern das Wachstumssegment der Zukunft. Mit 45 Prozent Bevölkerungsanteil in Deutschland und einer hohen Investitionsbereitschaft stellen Männer 50+ eine attraktive und loyale Kundschaft dar.

Longevity ist mehr als ein Trend – es ist ein fundamentaler Wandel in der Wahrnehmung des Alterns. Statt Ruhestand und Rückzug stehen heute Aktivität, Gesundheit und Lebensfreude im Vordergrund. Die Generation 50+ definiert neu, was es bedeutet, älter zu werden.

Wer jetzt beginnt, gezielt in Muskelaufbau, Beweglichkeit und Gesundheit zu investieren, sichert sich nicht nur mehr Lebensjahre, sondern vor allem mehr Lebensqualität in diesen Jahren. Die Fitnessbranche bietet dafür heute so viele professionelle Lösungen wie nie zuvor.

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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