HomeLEBENJobVon wegen altes Eisen - Wir checken Mythen bei der Jobsuche 50plus

Von wegen altes Eisen – Wir checken Mythen bei der Jobsuche 50plus

Der Arbeitsmarkt unterliegt einem stetigen Wandel, daher stehen viele Männer in der Mitte ihres Berufslebens vor der Herausforderung, sich neu zu orientieren und auf Jobsuche zu gehen. Ob freiwillig oder durch äußere Umstände gezwungen, die Jobsuche in diesem Alter kann entmutigend wirken, besonders wenn man jahrelang in derselben Position war. Doch viele der gängigen Vorstellungen über die Jobsuche, die uns oft zurückhalten, sind nichts weiter als Mythen. Lasst uns gemeinsam diese Irrglauben entlarven und den Weg für einen erfolgreichen beruflichen Neustart ebnen.

Den initialen Funken zu diesem Beitrag lieferte eine Meldung der Debeka, die sich mit den Mythen der Jobsuche befasst hat, allerdings unabhängig von Alter und Geschlecht. Daher haben wir die Meldung aufgebohrt und Aspekte einfließen lassen, die insbesondere für männlichen Best Ager eine Rolle spielen.

Mythos 1: „Nur ein perfekter Lebenslauf garantiert einen guten Job“

Dieser Glaube hält sich hartnäckig, ist aber weit von der Realität entfernt. Natürlich erleichtert ein gut strukturierter Lebenslauf die Jobsuche, aber er muss nicht perfekt sein. Wichtiger ist, dass er übersichtlich, aussagekräftig und nachvollziehbar ist. Für uns Best Ager bedeutet das: Nutzt eure Lebenserfahrung zu eurem Vorteil. Hobbys oder ehrenamtliche Tätigkeiten können eure persönliche Eignung für die Stelle unterstreichen. Habt ihr eine Auszeit genommen oder eine Lücke im Lebenslauf? Kein Problem! Erklärt, was ihr in dieser Zeit gelernt oder erlebt habt. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Quereinsteiger in vielen Bereichen gefragt – eure Lebenserfahrung kann hier ein echter Pluspunkt sein.

Zur Jobsuche gehört ein gut aufbereiteter Lebenslauf
© AndreyPopov (depositphotos.com)

Mythos 2: „Man muss zu 100 Prozent auf die Stellenbeschreibung passen“

Falsch gedacht! Gerade für uns Männer in den besten Jahren ist es wichtig zu verstehen, dass Teamfähigkeit und die Bereitschaft zur Weiterbildung oft wichtiger sind als eine hundertprozentige Übereinstimmung mit der Stellenbeschreibung. Eure jahrelange Berufserfahrung hat euch Soft Skills verliehen, die für viele Arbeitgeber Gold wert sind. Fachliche Kenntnisse können vermittelt werden, aber eure persönliche Eignung, Lebenserfahrung und Reife sind unersetzlich. Viele Unternehmen bieten interne Aus- und Weiterbildungen oder externe Seminare an, um fehlende Qualifikationen auszugleichen. Seht es als Chance, noch einmal etwas Neues zu lernen!

Mythos 3: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für die Jobsuche“

Dieser Mythos ist besonders tückisch, weil er uns dazu verleitet, die Jobsuche immer weiter aufzuschieben. Die Wahrheit ist: Es gibt keinen „perfekten“ Zeitpunkt. Jede Jahreszeit hat ihre Vor- und Nachteile für die Jobsuche. Tatsächlich kann es sogar von Vorteil sein, sich dann zu bewerben, wenn andere zögern. Eure Bewerbung sticht möglicherweise mehr heraus, wenn sie nicht in einer Flut von Bewerbungen untergeht. Allerdings solltet ihr bedenken, dass begehrte Stellen oft lange Auswahlverfahren haben und früh besetzt werden. Mein Tipp: Fangt jetzt an zu suchen. Je früher ihr beginnt, desto mehr Zeit habt ihr, den richtigen Job zu finden.

Mythos 4: „Keine Rückmeldung = Absage“

Lasst euch von Funkstille nicht entmutigen. Unternehmen bemühen sich in der Regel um zeitnahe Antworten, aber manchmal dauert es einfach länger. Gründe dafür können sein: Eine Flut von Bewerbungen, lange interne Abstimmungsprozesse oder in seltenen Fällen sogar technische Probleme mit der Bewerbungssoftware. Mein Rat: Bleibt hartnäckig. Nach einer angemessenen Wartezeit (etwa zwei Wochen) ist es völlig in Ordnung, freundlich nachzuhaken. Das zeigt Initiative und echtes Interesse an der Stelle.

Mythos 5: „Einmal abgelehnt, immer abgelehnt“

Auch dieser Mythos entspricht nicht der Wahrheit. Unternehmen ändern ihre Anforderungen und Bedürfnisse ständig. Eure Qualifikationen und Erfahrungen entwickeln sich ebenfalls weiter. Eine Ablehnung vor einem Jahr bedeutet nicht, dass ihr heute nicht der perfekte Kandidat sein könntet. Scheut euch nicht, euch erneut zu bewerben, wenn sich eure Fähigkeiten oder die Umstände im Unternehmen geändert haben. Eure Beharrlichkeit könnte sich auszahlen!

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Spezielle Tipps für Best Ager auf Jobsuche:

  1. Netzwerken ist alles: Nutzt eure jahrelang aufgebauten Kontakte. Oft führen informelle Gespräche zu den besten Jobangeboten.
  2. Betont eure Erfahrung: Stellt in euren Bewerbungen klar heraus, wie eure langjährige Erfahrung dem Unternehmen zugutekommen kann.
  3. Bleibt flexibel: Seid offen für neue Arbeitsmodelle wie Teilzeit, Projektarbeit oder remote Arbeit. Diese können den Einstieg in eine neue Branche erleichtern.
  4. Investiert in Weiterbildung: Zeigt potenziellen Arbeitgebern, dass ihr auf dem neuesten Stand seid. Online-Kurse oder Zertifizierungen können hier Wunder wirken.
  5. Nutzt moderne Kanäle: Seid auf LinkedIn und XING aktiv. Viele Recruiter suchen dort gezielt nach erfahrenen Kandidaten.
  6. Seid selbstbewusst: Lasst euch von jüngeren Mitbewerbern nicht einschüchtern. Eure Lebenserfahrung ist ein unschätzbarer Wert.
  7. Erwägt einen Branchenwechsel: Manchmal kann ein kompletter Neuanfang in einer anderen Branche der Schlüssel zum Erfolg sein.

Ein oft übersehener Tipp: Große Unternehmen bieten neben branchentypischen Jobs oft auch andere spannende Tätigkeiten an. Es lohnt sich, in den Stellenanzeigen zu stöbern und kreativ zu denken. Vielleicht findet ihr eine Position, die perfekt zu euren Fähigkeiten passt, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist.

Fazit: Die Jobsuche in unseren besten Jahren mag ihre Herausforderungen haben, aber sie bietet auch ungeahnte Chancen. Lasst euch nicht von überholten Mythen ausbremsen. Mit der richtigen Einstellung, etwas Kreativität und der Bereitschaft, Neues zu lernen, stehen euch alle Türen offen. Erinnert euch: Eure Erfahrung ist ein Schatz, den ihr einbringen könnt. Solltet ihr also auf Jobsuche sein und den Wunsch nach beruflicher Veränderung haben, dann legt am besten direkt los. Und lasst euch auch von Absagen nicht einschüchtern.

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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