Unser Gastautor und Yoga-Profi Dirk verrät es Dir:
Kannst Du Dich daran erinnern, als Du 20 warst? Du standest voll im Saft, und hast Dich unzerstörbar gefühlt. Ich war zu der Zeit Soldat bei den Fallschirmjägern. Und wir sind (sehr!) oft über die Hindernisbahn in unserer Kaserne und sonstwo gegangen. Immer gab es da eine Wand, die zwischen 2 und 2,50m hoch war. Mit der richtigen Technik und in der Gruppe kommt man da ganz gut rüber, wenn man weiss wie das geht.
Oben, auf der Mauer, lässt man sich lässig auf der anderen Seite wieder runterfallen und landet, wenn nötig mit abrollen, auf der anderen Seite. Keine Millisekunde hätte ich da oben gezögert das zu machen. Mein Vertrauen in meinen Körper, seine Stärke und Belastungsfähigkeit war riesig.
Später habe ich erfahren, das zwischen 15 und 25 das Verhältnis zwischen Elastizität und Stabilität am besten ausgeprägt ist. Und sich das ebenfalls im Geiste widerspiegelt.
In unserem bewegungsarmen Alltag verlieren wir das dann leicht nach 25 Jahren Schreibtischarbeit. Oder springst Du noch leicht und federnd vom Schreibtisch?
Wenn nicht, lies weiter…
Was ist Yoga?
Die Wurzeln des Yoga liegen vor ca. 4.500 Jahren in Indien. Es ist ein Methode zur Erkennung des eigenen Selbst und zur Vervollkommnung der eigenen Identität. Durch Yoga kannst Du für Dich einen Weg finden, den Herausforderungen Deines Lebens mit Stabilität zu begegnen, Ausgleich zu finden und Deinen auf Ablenkung konditionierten Geist wieder zu fokussieren. Yoga besteht nicht nur aus Körperübungen (Asana), sondern auch aus Reinigungstechniken (Kriyas), Philosophie, Meditation und Atemübungen (Pranayama). Es ist kein Gesundheitssport, auch wenn eine bessere Gesundheit eine der Nebenwirkungen ist. Das Ziel des Yoga ist ein noch umfassenderes. Die Erweckung Deiner höchsten Ideale und Integration dieser in Dein tägliches Leben.
Die Yogis glauben, das man Yoga gar nicht explizit „machen“ kann, sondern das Yoga der natürliche Zustand des Menschen „ist“. Wir entfernen mit unserer Praxis nur die Deckschichten unserer Gesellschaft, unserer Familie und allen anderen Faktoren, die unser Leben beeinflussen.
Was kann Yoga?
Im Laufe der Jahrtausende haben sich dadurch viele verschiedene Yoga Stile entwickelt, der Variantenreichtum ist immens. Und das ist gut so, denn Yoga ist eine lebendige Kunst, es ist eine praktische Wissenschaft vom Leben selbst. Es gibt keinen genauen Ablaufplan für den Weg zur Selbsterkenntnis. Es ist ein Weg ohne Anfang und Ende, den wir einfach mit dem Beginn unserer Praxis anfangen zu beschreiten. Wenn Du Dir Dein Selbst als einen Kreis mit einem Dreieck darin vorstellst, an dessen Spitzen jeweils Körper, Geist und Herz stehen, dann ist es gar nicht wichtig, WO Du genau in den Kreislauf einsteigst. In jedem Fall werden sich die einzelnen Bereiche gegenseitig positiv beeinflussen. Die Stimulation Deines endokrinen Systems wird die Funktion des Immunsystems verbessern, die geistige Entspannung wird Deinen Körpertonus herabsetzen und helfen, Verspannungen zu lösen, eine gute Tat wird Dein Herz mit Freude erfüllen.
Yoga ist keine Religion
Zumindest nicht in dem Sinne, das Dir eine einheitliche Lehre vorgibt, was Du essen musst, was Du anziehen musst und wann Du zu beten hast. Wenn man Religion als etwas betrachtet, in dem Menschen sich einem vergleichbaren Werte- und Verhaltenssystem anschliessen, dann vielleicht. Deswegen gibt es viele Konfessionen aber nur eine Spiritualität. Sie ist eine Technik, die uns, aus unserem Zentrum heraus, immer bewusster und wacher werden lässt. Diese Entwicklung kommt aus unserem Inneren und verändert die Art unseres Handelns zum Positiven. Es ist dabei die Praxis, die die Veränderung herbeiführt, nicht Frömmigkeit. Wenn man die religiösen Organisationen, die geografischen und kulturellen Verbindungen verschwinden lässt, kommt man auch dort leicht zu der universellen Kernaussage: „Die letzliche Wahrheit liegt bereits in Dir“.
Lebenslange Praxis
Unser Alltagsleben besteht aus unseren Gewohnheiten und nicht zwangsläufig aus den Dingen, die wir gerne tun. Solche Angewohnheiten, gute wie schlechte, kann man nicht einfach so löschen. Du kannst sie nur mit regelmäßiger Übung durch neue ersetzen. Mit dieser Idee, die es nicht nur im Yoga gibt, verfolgen wir den Ansatz einer lebenslangen Praxis, die nie zu Ende ist. Diese Idee gibt es auch in den Kampfkünsten, dort ist im jeweiligen Namen die Silbe „DO“ vorhanden (Z.Bsp. Aiki-do, Ju-do). Sie steht für den Weg, der niemals endet und uns trotzdem immer weiter zur Meisterschaft führt, wenn wir ihn in unserem individuellen Tempo voran gehen.
Dein Geist
Zusätzlich arbeitet die Praxis mit Deinem Geist, um ihn ruhiger und klarer werden zu lassen. Das wird Dir dabei helfen, die Entscheidungen in Deinem Leben aus einer inneren Weisheit heraus zu treffen. Der unentwickelte Geist handelt impulsartig und unreflektiert aus den Ängsten und Süchten oder ist phlegmatisch und gelähmt.
Dein Herz
Als letztes beschäftigt sich Yoga mit Deinem Herzen, dem Sitz Deiner Gefühle. Es bringt Deinen Gefühlshaushalt dazu, sich zu reinigen und allen möglichen alten Ballast über Bord zu werfen. Umso freudiger wird sich dann Dein Dasein gestalten, desto heller wird Dein Licht scheinen können. Ohne die Integration dieser Ebene bleiben alle anderen Bausteine nur Flickwerk, die Arbeit mit dem Herzen ist der Booster für Dein Leben.
Der Start
Um Yoga in Dein Leben zu integrieren, braucht es übrigens nicht viel. Sinnvoll ist eine Yoga Matte, die Du auf dem Boden ausrollen kannst. Wenn Du keine hast, tut es aber auch der normale Fussboden.
Eine Decke in Griffweite zu haben schadet nicht, mit ihr kannst Du Dich entweder am Ende zudecken oder sie unterlegen, wenn Du irgendwo im Körper einen Druckschmerz auf dem Boden verspürst. Mehr ist nicht nötig.
Gerade über 50 ist eine regelmäßige Praxis dieser Aspekte wichtig, denn gerade Männer neigen meiner Erfahrung nach dazu, im wahrsten Sinne des Wortes zu versteifen. Das endet dann später in Altersstarrsinnigkeit und Bewegungsunfähigkeit.
Yoga wirkt dieser Entwicklung entgegen und hält Dich jung und flexibel, wach und energetisch aufgeladen…
- Bennewitz, Dirk(Autor)
Lieber Dirk, vielen Dank für Deine motivierenden Worte. Und Ihr, liebe Leser, wollte Ihr Euch jetzt gern weiter über Yoga informieren? Oder gleich starten? Dann findet Ihr mehr Inspiration in dem Buch „Männeryoga“. Außerdem gibt es Infos über Yoga und Dirk auf Poweryogainstitute und dirkbennewitz.de sowie auf Instagram und Facebook. Und in unserer Kategorie Fitness gibt es weitere spannende Beiträge.
Alle Fotos sind von @Marco Grundt Fotografie.