Ein eigener Garten oder eine Parzelle in einer Schrebergartensiedlung ist für vielen Menschen deutlich mehr als nur ein grünes Wohnzimmer. Es ist ein Rückzugsort, Ruhepol, vielleicht auch ein Fitnessstudio und auf jeden Fall ein sinnstiftendes Projekt. Und mit etwas Know-how auch ein Beitrag zur Rettung der Artenvielfalt. Warum Gartenarbeit so gut für Körper und Seele ist, was jetzt im Frühjahr zu tun ist und wie man den eigenen Garten in ein kleines Naturparadies verwandelt, verrät Gartenbau-Experte Dr. Lutz Popp vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. (BLGL).
Gartenarbeit: Training mit Tiefgang
Gärtnern sorgt für reichlich Bewegung an der frischen Luft. Ob Rasenmähen, Pflanzen setzen oder Kompost umschichten: Wer regelmäßig im Garten werkelt, bleibt fitter als Stubenhocker, schont die Gelenke mehr als beim Joggen, trainiert Muskeln und Koordination und verbrennt nebenbei auch Kalorien. Aber nicht nur der Körper profitiert. Studien zeigen, dass schon 30 Minuten Gartenarbeit das Stresslevel senken und das Wohlbefinden steigern können. Der Blick ins Grüne wirkt wie ein kleiner Urlaub für den Kopf. Und wer abends sieht, was er tagsüber mit den eigenen Händen geschaffen hat, schläft nachweislich besser.
Frühjahrszeit ist Gartenzeit
Mit den ersten wärmeren Tagen beginnt das neue Gartenjahr und damit eine Phase der Planung, Vorbereitung und ersten Taten. Jetzt heißt es: Raus aus dem Winterschlaf, rein in die Handschuhe. Im Frühjahr werden Stauden zurückgeschnitten (aber bitte nicht zu früh – Wildbienen überwintern in alten Stängeln), Beete vorbereitet und erste Frühblüher wie Krokusse, Schneeglöckchen oder Narzissen gepflanzt.

Wichtig ist ein guter Boden, denn der ist im naturnahen Garten das A und O. Statt chemischer Keule setzt man auf organischen Kompost und lässt Regenwürmer und Mikroorganismen ihre Arbeit machen. Wer schon bei der Auswahl der Pflanzen auf heimische, robuste Arten achtet, spart sich später viele Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen und tut gleichzeitig etwas für die Artenvielfalt.
Rasen war gestern – jetzt kommt die Wildblumenwiese
Was auf den ersten Blick nach fehlender Ordnung klingt, ist in Wahrheit ein Gewinn für alle: Statt steriler Rasenflächen, die alle paar Tage gemäht werden müssen, bringt eine bunte Wildblumenwiese Leben in den Garten. Bienen, Schmetterlinge, Käfer und Vögel finden hier Nahrung und Lebensraum. Und wir Menschen bekommen ein Schauspiel aus Farben, Formen und Geräuschen direkt vor der Terrasse serviert.
„Eine Blumenwiese gehört zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt“
…erklärt Dr. Lutz Popp. Denn jede Schicht – von den Blüten bis in die tiefe Bodenzone – bietet einer anderen Tiergruppe ein Zuhause. Besonders Wildbienen, von denen in Deutschland rund 560 Arten vorkommen, sind auf bestimmte Wiesenblumen angewiesen, um zu überleben. Der Experte rät deshalb: „Rasen und Wege nur dort anlegen, wo sie wirklich gebraucht werden.“
Was blüht denn da? Pflanztipps für den Naturgarten
Ein Naturgarten lebt von Vielfalt in Struktur und in Farbe. Wer nicht weiß, womit er anfangen soll, findet hier eine kleine Auswahl robuster, nützlicher Pflanzen:
Frühblüher (für den Saisonstart und hungrige Insekten):
– Krokus
– Schneeglöckchen
– Märzenbecher
– Schlüsselblume
Sommerblüher (für Farbe und Insektennahrung):
– Wiesen-Salbei
– Margerite
– Natternkopf
– Flockenblume
Spätblüher (für den Endspurt bis in den Herbst):
– Herbstaster
– Sonnenbraut
– Berg-Bohnenkraut
– Efeu
– Schneeheide (blüht sogar im Winter)
Diese Pflanzen sind nicht nur hübsch, sondern auch nützlich. Und sie brauchen keine übertriebene Pflege.

Mehr Struktur, mehr Leben
Ein Naturgarten lebt von seiner Vielfalt. Hecken, Sträucher, Laubbäume, Staudenbeete, ein paar Natursteine, ein alter Baumstamm, vielleicht ein kleiner Teich – je abwechslungsreicher die Gestaltung, desto mehr Arten können sich ansiedeln. Wichtig: Es muss nicht alles auf einmal passieren. Oft reichen schon kleine Maßnahmen, um die Artenvielfalt zu fördern. Ein Sandhaufen für Wildbienen, ein Beet mit Spätblühern, eine flache Wasserschale für Vögel und fertig ist das Biotop für zwischendurch.
Auch Totholz, Trockenmauern oder Steinhaufen sind keine Unordnung, sondern Lebensräume. Und ein kleiner Teich – selbst eine große Schüssel mit Wasser und ein paar Steinen – wird schnell zur Oase für Libellen, Vögel und Amphibien.
Klimaresilient gärtnern – die Antwort auf heiße Sommer
Der Klimawandel macht auch vor deinem Zaun nicht halt. Längere Trockenphasen, Starkregen, invasive Arten, all das spüren Hobbygärtner längst. Die Antwort darauf ist ein naturnaher, klimaresilienter Garten. Wer auf robuste Pflanzen setzt, den Boden mulcht, Regenwasser sammelt und in Trockenzeiten gezielt bewässert, kommt besser durch den Sommer.
Übrigens: Auch schattige Ecken, begrünte Zäune oder eine lebendige Hecke helfen, die Hitze abzumildern und sorgen für Mikroklima. Kurz gesagt: Wer dem Garten Freiheit gibt, schützt sich selbst vor Wetterextremen.
Gärtnern für Generationen
Ein weiterer Vorteil des Gärtnerns? Es verbindet. Kinder lernen hier, woher das Essen kommt. Enkel entdecken Regenwürmer und Schmetterlinge. Und vielleicht helfen sie beim Gießen oder ernten die ersten Tomaten. Gerade Männer in der Lebensmitte, die vielleicht schon Opa sind oder bald werden, können den Garten auch als Ort der Begegnung gestalten – mit Hochbeeten auf bequemer Höhe, schattigen Sitzplätzen und Raum für gemeinsame Projekte.

Pflegeleicht statt penibel
Viele Hobbygärtner machen den Fehler, im Herbst alles radikal zurückzuschneiden und die Beete auf Hochglanz zu bringen. Dabei ist gerade ein bisschen Unordnung das, was Insekten und Kleintiere zum Überwintern brauchen. Totholz, Laubhaufen, nicht geschnittene Stängel, all das sind wichtige Rückzugsorte.
Auch die Pflege im Laufe des Jahres darf entspannt bleiben. Wer organisch düngt, wenig mäht, nicht ständig eingreift, sondern dem Garten Raum zur Selbstregulation gibt, wird mit einem natürlichen Gleichgewicht belohnt. Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen oder Igel helfen dabei, Schädlinge in Schach zu halten. Und das ganz ohne Gift.
Fazit: Buddeln lohnt sich – für dich und die Natur
Für Männer im fortgeschrittenen Alter ist Gartenarbeit mehr als ein Hobby. Sie verbindet Bewegung mit Achtsamkeit, Erdung mit Gestaltungswillen. Wer jetzt im Frühjahr den Spaten in die Hand nimmt, sorgt nicht nur für blühende Beete, sondern auch für innere Balance – und kann ganz nebenbei noch Bienen, Vögeln und anderen Gartenbewohnern das Leben retten. Daher empfehlen wir: Raus aus dem Haus, rein ins Grün. Der Garten wartet und mit ihm ein kleines Stück Natur, das du selbst gestalten kannst.