In dieser Folge sprechen wir mit Carola Ferstl, Börsenexpertin und Finanzjournalistin und bekannt aus dem deutschen Fernsehen als Pionierin der Börsenaufklärung über den späten Börseneinstieg, Money Positivity und warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für Bitcoin sein könnte. Ihr neues Buch „Vom Sparschwein zum Strandhaus“ richtet sich an Menschen in der zweiten Lebenshälfte, daher sprechen wir heute gemeinsam über Geldanlage, Börse und Altersvorsorge.
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Sparbuch, Lebensversicherung, abbezahlte Immobilie – so sah der klassische Vermögensaufbau unserer Generation aus. Doch was, wenn dieser Plan nicht mehr aufgeht? Wenn die Zinsen gegen null tendieren, die Inflation das Ersparte auffrisst und die Rente nicht reichen wird? Carola Ferstl, seit über 30 Jahren Börsenexpertin und bekannt als Pionierin der Finanzaufklärung im deutschen Fernsehen, hat darauf klare Antworten. Im NOT TOO OLD Podcast spricht sie über den Einstieg an der Börse jenseits der 50, über die Fehler, die man vermeiden sollte und warum Money Positivity mehr ist als nur ein weiteres Buzzword.
Die Generation Sparbuch erwacht
„Wir sind die Generation, die auf das Sparbuch gesetzt hat“, sagt Carola Ferstl gleich zu Beginn des Gesprächs. „Und viele von uns haben den Börsencrash am Neuen Markt nach der Jahrtausendwende miterlebt – vielleicht sogar Geld dabei verloren.“ Diese Erfahrung sitzt tief. Während viele sich heute denken „Hätte ich mal vor 20 Jahren Apple-Aktien gekauft“, bleiben sie aus Angst vor dem nächsten Crash lieber bei vermeintlich sicheren Anlagen. Ein Fehler, wie Ferstl betont.
Die früher gängige Regel, mit zunehmendem Alter den Aktienanteil im Depot zu reduzieren, hält sie für überholt. „Früher hieß es, mit 50 oder 60 sollte man auf Sicherheit gehen. Aber da wir heute alle hoffentlich älter werden, bist du mit 50 längst nicht aus dem Aktienmarkt rausgewachsen.“ Im Gegenteil: Gerade jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind und mehr finanzieller Spielraum entsteht, sei der ideale Zeitpunkt, um aktiv zu werden.
Was unterscheidet Männer und Frauen an der Börse?
Ein interessanter Aspekt, den Ferstl mehrfach anspricht: Frauen sind statistisch gesehen die erfolgreicheren Anleger. Der Grund? Sie gehen anders mit Risiko um. „Männer leiden an der Börse manchmal an Selbstüberschätzung“, erklärt sie diplomatisch. „Frauen hingegen haben eher mit Angst zu kämpfen.“ Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte: Zu viel Gier führt zu überhasteten Entscheidungen, zu viel Angst lähmt. Ihre Botschaft an beide Geschlechter: „Wenn ihr Männer den Frauen mal zuhören würdet, dann fahrt ihr eigentlich ganz gut.“

Der erste Schritt: Kassensturz statt Kopf-in-den-Sand
Bevor es an die Börse geht, empfiehlt Ferstl einen ehrlichen Blick auf die eigenen Finanzen. „Viele wissen gar nicht genau, was sie eigentlich haben“, sagt sie. Alte Versicherungen, die vor sich hindümpeln, vergessene Bausparverträge, möglicherweise eine Erbschaft in Aussicht – oft findet sich mehr, als man zunächst denkt.
Ihr Rat: Alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten auflisten, die monatlichen Fixkosten durchgehen und prüfen, welche Versicherungen wirklich noch Sinn ergeben. „Allein dadurch, dass man sich mal mit seinen Finanzen beschäftigt, findet man oft schon einiges an Einsparpotenzial oder Geld, das besser angelegt werden könnte.“
ETFs statt Einzelaktien: Der sichere Weg für Einsteiger
Wer mit 50+ an die Börse will, sollte nach Carola Ferstls Überzeugung vor allem auf ETFs setzen. „Wenn du jetzt anfängst, würde ich dir empfehlen, in ETF zu investieren und dich nicht mit Einzelaktien zu beschäftigen“, rät sie. Mit zwei oder drei verschiedenen Sparplänen auf ETFs habe man schnell über 1.000 verschiedene Aktien im Depot und sei damit breit gestreut.
Von Einzelaktien rät sie Einsteigern ab – zu hoch das Risiko, zu groß die Gefahr, auf vermeintlich heiße Tipps hereinzufallen. „Wenn dir irgendjemand einen heißen Tipp gibt und sagt, die Aktie steigt garantiert, dann kannst du davon ausgehen, dass du zu spät dran bist.“
Interessant wird es bei der Wahl der Plattform. Während jüngere Anleger gerne zu Trading-Apps wie Trade Republic greifen, empfiehlt Ferstl Unsicheren durchaus, bei ihrer Hausbank zu bleiben. „Auch wenn die tendenziell etwas teurer sind – es ist besser, dort anzufangen, wo man sich sicher fühlt, als gar nichts zu machen.“
Bitcoin: Gerade jetzt einsteigen?
Überraschend klar positioniert sich Carola Ferstl beim Thema Kryptowährungen. „Wer es bisher noch nicht getan hat – jetzt, in diesen Wochen, eröffnen sich gerade wunderbare Möglichkeiten, mit kleinen Beträgen im Bitcoin einzusteigen“, sagt sie. Der aktuelle Kursrückgang sei eine Chance, nicht ein Warnsignal. Ihre Empfehlung: „Ein ganz banaler, langweiliger Sparplan auf Bitcoin. Das geht auch bei den genannten Plattformen relativ einfach.“
Wichtig sei dabei, wirklich nur mit Spielgeld zu agieren – Geld, das man nicht für die nächste Waschmaschinenreparatur braucht. Bei Ethereum sieht sie ähnliche Chancen, von den zahllosen Meme Coins und „Shit Coins“ rät sie hingegen dringend ab.
Das unterschätzte Risiko: Die eigene Immobilie
Ein besonders kritischer Punkt in Ferstls Analyse: „Mein Haus ist meine Rente“ – dieser Satz ist für sie ein gefährlicher Irrtum. Zwar spare man sich die Miete, doch das Geld stecke in der Immobilie fest und könne nicht arbeiten. Zudem gebe es große regionale Unterschiede: Nicht jede Immobilie steigt im Wert, in manchen Gegenden verliert sie sogar.
Interessante Alternative: Das Haus an die eigenen Kinder verkaufen. Was zunächst absurd klingt, kann steuerlich durchaus Sinn ergeben und beiden Seiten Vorteile bringen. „Das ist etwas, was ich selber gerade auch genauer unter die Lupe nehme“, gibt Ferstl offen zu.
Testament und Vorsorgevollmacht: Jetzt!
Ein Thema, das die meisten gerne verdrängen: Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament. Ferstls Appell ist eindringlich: „Wenn man es nicht schon mit 30 gemacht hat, wird jetzt auf jeden Fall Zeit.“ Sie selbst habe relativ früh vorgesorgt, weil sie viel auf Reisen war. Das Ergebnis: „Es ist unangenehm im ersten Moment, aber hinterher eine große Befreiung.“
Besonders kritisch wird es bei unverheirateten Paaren. Im Buch schildert sie den Fall eines Paares, bei dem die Partnerin nach dem plötzlichen Tod ihres Partners aus der gemeinsamen Immobilie ausziehen musste – weil es kein Testament gab und die Eltern des Verstorbenen erbten. Ein vermeidbares Drama.
Der Blick nach vorn: Neue Geschäftsmodelle mit 50+
Überraschend optimistisch zeigt sich Ferstl beim Thema berufliche Neuorientierung. Sie selbst hat mit über 50 ihr Unternehmen gegründet und aufgebaut. „Was die KI noch nicht kann, ist der persönliche Expertenstatus, der persönliche Kontakt“, erklärt sie. „Das ist das Besondere, was wir Älteren haben – die Erfahrungen, die wir mitbringen.“
Ihre Botschaft: „Wir sind nicht so alt, uns noch was Neues auszudenken.“ Die digitalen Möglichkeiten seien heute so vielfältig wie nie – von Podcasts über YouTube-Kanäle bis zu Online-Coaching. Man müsse nicht mehr programmieren können, um ein Business aufzubauen.
Money Positivity: Mehr als nur positive Gedanken
Was genau versteht Ferstl unter ihrem Konzept der „Money Positivity“? Es ist explizit keine esoterische „Manifestiere-dir-Reichtum“-Philosophie. „Manifestieren ist im Grunde genommen Quatsch“, stellt sie klar. Vielmehr geht es darum, eine positive, aber nüchterne Haltung zum Thema Geld zu entwickeln.
Das bedeutet: Keine Scham, wenn man Geld hat. Keine Angst vor der Börse. Keine Schuldgefühle, wenn man sich etwas gönnt. Aber auch keine naiven Hoffnungen auf schnellen Reichtum. „Geh positiv mit deinem Geld um und guck dir mal an, was du hast. Guck, ob du das besser strukturieren kannst. Und dann schau, ob dein Geld für den Rest deines Lebens reicht – oder wie viel noch fehlt.“
Fazit: Jetzt ist der beste Zeitpunkt
Am Ende des Gesprächs bleibt eine klare Botschaft: Wer mit über 50 noch nicht an der Börse aktiv ist, sollte jetzt einsteigen. Die Ausreden – zu alt, zu riskant, zu kompliziert – lässt Ferstl nicht gelten. Mit ETFs, einem langfristigen Horizont und der Bereitschaft, sich ein wenig einzulesen, könne jeder ein solides Depot aufbauen.
Ihr abschließender Tipp für alle, die heute eine Sache angehen wollen? „Beschäftigt euch mal mit dem Bitcoin. Guckt euch das genauer an. Wir sind gerade in einer spannenden Situation.“ Und wer noch nie mit seinen Finanzen beschäftigt hat: „Der muss damit anfangen – den Hausputz in seinen Finanzen machen.“
Der NOT TOO OLD Podcast mit Carola Ferstl ist überall verfügbar, wo es Podcasts gibt.
Links zu Carola Ferstl
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