Hand aufs Herz: haltet ihr euch für einen modernen Mann? Und wenn ja: macht ihr das daran fest, weil ihr auch im Alter über 50 Jahren immer noch Hoodies, Sneaker und Basecaps tragt? Oder weil ihr euch intensiv bei der Erziehung der Kinder mit eingebracht habt? Wie wäre es denn aber, wenn ihr abends mit dem fertigen Essen auf die Partnerin wartet und euch mit „Schatz, wie war dein Tag“ nach ihrem Job erkundigt, in dem sie mehr verdient als ihr? Könntet ihr damit umgehen?
Diese Woche bin ich über eine Studie aus Großbritannien gestolpert. An der City, University of London, hat Soziologin Dr. Vanessa Gash in einer Studie herausgefunden, dass Männer einen psychologischen Auftrieb erhalten, wenn sie mehr als ihre Frauen verdienen, und sich unglücklich fühlen, wenn ihre Frauen mehr verdienen als sie selbst. Die Studie bewertet das Partnerlohngefälle (Partner Pay Gap, PPG), welches die anhaltende Ungleichheit in den Verdienstmöglichkeiten von Frau und Mann bezeichnet. Das ist immer noch Fakt und widerspricht der fortschreitenden Gleichstellung der Geschlechter. Kernaussagen der Untersuchungen sind:
- Männer zeigen eine Zunahme der Lebenszufriedenheit als Reaktion auf eine kürzliche Erhöhung ihres anteiligen Einkommens im Verhältnis zum Einkommen ihrer Frauen
- Für Frauen hatten Änderungen des anteiligen Verdienstes keinen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit
- Ehemänner mit kleinerem Verdienst berichten über eine geringere durchschnittliche Lebenszufriedenheit als Männer mit Mehrverdienst und Gleichverdienst, während solche Unterschiede bei Frauen nicht festgestellt wurden
Mit ihrer Forschung untersucht Dr. Gash, wie sich zwischenmenschliche Dynamiken bei der Aufrechterhaltung des Lohngefälles zwischen den Partnern verändern. Und während bei Männern die Zufriedenheit durch das Einkommen beeinflusst wird, sind diese Effekte bei Frauen nicht zu erkennen. Für den Mann ist also seine Erwerbsposition im Haushalt mit seinem Wohlbefinden verknüpft. Im Wortlaut heißt es:
Wir stellten fest, dass Männer leiden, wenn sie weniger verdienen als ihre Frauen, während das subjektive Wohlbefinden der Frauen nicht dadurch beeinträchtigt zu werden schien, dass sie weniger als ihre Männer verdienen.
Dr. Vanessa Gash
Verwundern tun diese Ergebnisse nicht. Denn der Schritt aus dem Familienmodell, in dem der Mann das Geld verdient und die Frau sich um die Kinder kümmert, hin zu einer gleichberechtigten Partnerschaft passiert auch und gerade in dem Kopf eines jeden Einzelnen. Ob die Ergebnisse der Studie auch in ähnlicher Ausprägung für uns Männer in Deutschland gelten, wurde zumindest hier nicht untersucht. Horcht doch mal in euch rein.