Autor und Comiczeichner Ralf König marschiert auf die 65 zu, ist vom Ruhestand aber noch meilenweit entfernt. In Folge 57 vom NOT TOO OLD Podcast erzählt er, warum er Comics für Erwachsene zeichnet, was ihm am Älterwerden gefällt und was er definitiv nicht versteht. In einer unterhaltsamen und kurzweiligen Stunde sprechen wir über Comics früher und heute, über die queere Szene, über politische Botschaften und über sein Jubiläumsbuch. Hört euch das mal an.
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Der Mann mit dem feinen Stift und der spitzen Zunge ist einer der bekanntesten Comiczeichner Deutschlands und mit über 50 Büchern, Millionen verkauften Exemplaren, vier Verfilmungen und einem ganz eigenen Kosmos aus Knollennasen, Pointen und schwulen Alltagsbeobachtungen längst Kult. Jetzt wird König 65 und schenkt sich – und uns – ein neues Buch: „Pflaumensturz und Sahneschnitten“. Ein Titel, der schon andeutet, worum es geht: um Erinnerungen, um Lust, um einen Querschnitt durch 40 Jahre Comics und darum, wenn sich die Libido langsam verabschiedet, der Humor aber bleibt.
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Im Gespräch mit Kai Bösel zeigt sich Ralf König als humorvoller, selbstkritischer und sehr wacher Zeitgenosse. „Ich mag mir nicht vorstellen, wie ich drauf wär, wenn ich diesen Humor nicht hätte“, sagt er. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch die Folge. Denn bei aller Lust am schmutzigen Detail, bei allem Witz in seinen Geschichten, geht es König vor allem um eins: das Menschliche.
Comics ohne Botox
Seit über vier Jahrzehnten bringt König Figuren wie Konrad und Paul aufs Papier. Schwule Männer zwischen Beziehungskrise, Midlife-Desaster und hedonistischer Selbstverwirklichung. Anders als Donald Duck oder Lucky Luke, die seit Jahrzehnten alterslos durch ihre Panels trotten, durften Königs Figuren mit ihm älter werden. „Ich wollte das nicht, dass meine Figuren immer gleich bleiben. Die sollen mit mir und den Lesern altern.“ Ein mutiger Ansatz, denn wer will schon Comics lesen, in denen es um Libidoverlust, Gelenkschmerzen oder das Volumen der Hoden geht? Nun: Offenbar viele.
Ralf Königs Buch „Herbst in der Hose“ wurde – für ihn überraschend – zum Erfolg, weil es ehrlich, komisch und gnadenlos selbstironisch auf das Älterwerden blickt. Auch sein neues Werk, das zu seinem 65. Geburtstag im August 2025 erscheint, setzt auf Offenheit: ein Mix aus Interview, unveröffentlichten Comics, biografischen Splittern und der Freude daran, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Die Idee kam übrigens nicht von ihm selbst, sondern von Journalist Dr. Alex Jakubowski. „Ich hab so viel Kram in Schubladen, den kaum jemand kennt. Jetzt kommt das alles zusammen – mit Sahne obendrauf.“

Zwischen Erektion und Erleuchtung
Natürlich geht es auch im Podcast auch um Sex. Schließlich war und ist das Thema omnipräsent in Königs Werk. Mal derb, mal liebevoll, aber nie langweilig. Dass der Zeichner mit dem Alter selbst Veränderungen spürt, gibt er offen zu. Testosteron? Nicht mehr so viel. Fantasie? Immer noch genug. „Die Sehnsucht bleibt im Kopf. Was man dann machen würde, wenn man’s machen würde – keine Ahnung. Aber die Lust bleibt.“ Das wiederum sei durchaus komisch und damit natürlich Comic-Material.
Und dann gibt es da diese neue Liebe: Beethoven. Ralf König hatten schon einen Draht zu klassischer Musik, fand aber erst spät den Weg zu Beethoven. „Das war wie eine Erleuchtung“, sagt er. Und während andere sich dem Aktivismus widmen, nimmt Ralf König lieber die eigene Zerrissenheit unter die Lupe: zwischen Ruhestand und Ruhelosigkeit, zwischen Falten und Flausen.
Wokeness, Würde und Wirklichkeit
Auch gesellschaftspolitisch nimmt der Zeichner kein Blatt vor den Mund, bleibt aber dabei immer bei sich. Dass er nicht jeden Aspekt der queeren Debatte versteht, gibt er offen zu. „Ich hab keine Ahnung, was 74 verschiedene sexuelle Identitäten sein sollen. Aber wenn jemand meint, das hilft ihm, dann soll er’s tun.“ Seine eigenen Comics seien nie aktivistisch gedacht gewesen, hätten aber offenbar trotzdem einiges bewegt.
Auf die Frage, wie Männer in seiner Generation eigentlich altern, hat König keine abschließende Antwort, aber viele gute Beobachtungen. Fetisch sei nicht seins, aber auch kein Grund zur Empörung. „Sollen sie doch. Würde ist, was du draus machst.“ Am Ende geht’s für ihn um Selbstironie, um Dialog, um Reibung. Und um den Mut, auch mit 65 noch nicht alles verstanden zu haben, aber trotzdem weiterzuzeichnen.
Ralf König ist nicht nur ein Klassiker unter den Comiczeichnern, sondern auch ein unterhaltsamer Chronist seiner Zeit und seiner Generation. Ein Mann, der mit 65 nicht nur ein neues Buch veröffentlicht, sondern auch ein Statement: gegen Stillstand, für Humor, für Haltung. Reinhören lohnt sich.
Links zu Ralf König
Website von Ralf König | www.ralf-koenig.de |
Bücher von Ralf König | Bei Amazon (affiliate) |
Ralf bei Instagram | @ralfkoenig.de |
Ralf bei Facebook | @KoenigComix |