HomeLEBENPartnerschaftAlt, aber verliebt: Der neue Blick auf Beziehungen im besten Alter

Alt, aber verliebt: Der neue Blick auf Beziehungen im besten Alter

Es gibt eine gute Nachricht, die viel zu selten gefeiert wird: Liebe wird nicht weniger, nur weil man älter wird. Im Gegenteil: sie verändert sich, wird tiefer, reifer, manchmal auch leiser, aber keineswegs langweiliger. Wer in der Mitte seines Lebens in den sogenannten besten Jahren steckt, kennt die Höhen und Tiefen des Lebens, hat vielleicht Kinder großgezogen, sich beruflich verwirklicht oder das alles bereits hinter sich gelassen. Und steht dennoch oder gerade deswegen in einer Partnerschaft, die zählt.

Was aber macht Beziehungen in diesem Alter glücklich? Der „Glückliche-Paare-Index 2025“ vom Online-Blumenversand Bloom & Wild hat sich dieser Frage gewidmet und liefert spannende Einblicke speziell für unsere Altersgruppe. Mehr als 2.000 Menschen in festen Partnerschaften wurden befragt, darunter viele Männer, die mitten im Leben stehen. Die Ergebnisse: überraschend, ehrlich und zum größten Teil recht positiv.

Glück ist messbar – und gar nicht so selten

Laut Umfrage befinden sich 87 % der Deutschen in einer Beziehung auf der glücklichen oder überwiegend glücklichen Seite des Lebens. Auch unter Männern zwischen 45 und 65 ist die Bilanz erfreulich: 49 % bezeichnen sich als sehr glücklich, 42 % als überwiegend zufrieden. Klingt gut – auch wenn die jüngeren Männer (18–34) mit 60 % „sehr glücklich“ noch ein paar Prozentpunkte vorne liegen.

Auffällig: Der Großteil der befragten Männer in unserer Altersgruppe lebt in einer langjährigen Beziehung. 71 % der 45- bis 54-Jährigen sind seit über zehn Jahren mit derselben Partnerin zusammen, bei den 55- bis 65-Jährigen sind es sogar 80 %. Und das offenbar ganz bewusst. Denn nicht Routine oder Sicherheit sind die häufigsten Gründe, beim Partner zu bleiben, sondern Liebe. 66 % der Männer zwischen 45 und 55 gaben an: „Ich bleibe, weil ich sie wirklich liebe.“ Nur junge Frauen zwischen 18 und 24 äußerten diesen Satz noch häufiger.

Beziehungsglück heißt: Lachen, Reden, Zuhören

Was ist der Kitt, der langjährige Beziehungen zusammenhält? Laut Studie ist es nicht die perfekte Übereinstimmung in Werten oder Lebenszielen, sondern etwas viel Alltäglicheres: Humor und Kommunikation.

67 % der sehr glücklichen Paare nennen offene, ehrliche Gespräche als wichtigsten Erfolgsfaktor. Und 52 % betonen gemeinsames Lachen als Schlüssel zum Glück. Es sind also keine tiefen Dialoge über die Rente oder die Weltlage, die eine Beziehung retten, sondern oft ein guter Witz zur richtigen Zeit oder eine grundsätzlich humorvolle Wesensart.

Dass es funktioniert, zeigen auch die kleinen Gesten: 77 % der Befragten überraschen ihre Partner regelmäßig mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Schokolade, einem Kompliment oder einem Blumenstrauß. Besonders glücklich sind jene, die das mehrmals pro Woche tun (17 %). Bei unglücklichen Paaren liegt dieser Anteil bei gerade mal 5 %.

Körperliche Nähe – nicht weniger wichtig, aber anders

Das Thema Intimität verliert mit den Jahren nicht an Bedeutung, aber es verschiebt sich. Während 38 % der 18- bis 24-jährigen Männer körperliche Nähe als Schlüssel zum Glück sehen, sind es bei den 55- bis 65-Jährigen nur noch 18 %.

Das bedeutet nicht, dass Kuscheln, Küssen oder Sex keine Rolle mehr spielen, nur eben nicht mehr als Gradmesser für die Beziehungsqualität. Verlässlichkeit, gegenseitige Hilfe und emotionale Sicherheit treten stattdessen stärker in den Vordergrund.

Spannend ist auch: Ein Viertel der Männer zwischen 45 und 65 sagt, sie würden nichts an ihrer Partnerin ändern. Eine beeindruckende Zahl, die für gewachsene Reife und echte Akzeptanz spricht.

Männer lieben anders – und zeigen es auch so

Wenn Männer im besten Alter ihre Zuneigung zeigen, greifen sie gerne zum Klassiker: Blumen. 42 % nennen sie als ihren wichtigsten Liebesbeweis. Frauen hingegen wünschen sich eher liebevolle Gesten wie Frühstück im Bett, eine Massage oder ein gemeinsames Entspannungsbad. Das sagen 42 % der weiblichen Befragten, aber nur 20 % der Männer.

Gemeinsame Erlebnisse wie Dates oder kleine Ausflüge landen bei beiden Geschlechtern auf Platz zwei der Wunschliste. Man muss also nicht ständig Rosen streuen, manchmal reicht ein Abendessen im Lieblingsrestaurant oder ein spontaner Spaziergang zu zweit.

Lügen für den Hausfrieden?

Ein interessanter Befund des „Glückliche-Paare-Index“ betrifft das Thema Ehrlichkeit: 40 % der Männer zwischen 45 und 65 finden kleine Notlügen völlig in Ordnung. Weitere 40 % hingegen lehnen Lügen kategorisch ab. Ein echtes Generationenphänomen: Jüngere Männer sind deutlich toleranter, wenn es ums Schummeln geht, denn nur 20 % von ihnen finden Lügen grundsätzlich inakzeptabel.

Ein kleiner Trost für die Trickser unter uns: 47 % der sehr glücklichen Paare halten Notlügen für vertretbar. Vielleicht ist Ehrlichkeit doch nicht immer die beste Strategie. Zumindest nicht, wenn es um vergessene Mülltage oder den letzten Schokoriegel geht.

Geteilte Verantwortung ist doppelte Liebe

Mit der Dauer der Beziehung verändern sich auch die Prioritäten. In Partnerschaften ab 20 Jahren zählen besonders gegenseitige Akzeptanz (40 %) und eine faire Aufteilung von Haushalt und emotionaler Last (38 %). Wer also früher meinte, der Sonntagsbraten sei Frauensache, der darf heute ruhig mal den Kochlöffel schwingen.

Außerdem steigt die Bereitschaft, sich im Alltag gegenseitig zu helfen: Männer zwischen 55 und 65 geben dreimal so häufig wie Jüngere an, dass Unterstützung im Alltag für sie essenziell ist. Eine stille, aber kraftvolle Art zu sagen: Ich bin immer für dich da.

Warum Best Ager das bessere Beziehungsmodell haben könnten

Reife Beziehungen sind nicht frei von Herausforderungen, aber sie beruhen auf Erfahrung, Vertrauen und der Fähigkeit, auch mal fünf gerade sein zu lassen. Vielleicht ist es diese Gelassenheit, die Männer zwischen 45 und 65 zu besonders loyalen Partnern macht.

Sie schenken häufiger Blumen, wollen weniger am Partner ändern, wissen den Alltag zu schätzen und lieben mit Überzeugung. Und wenn sie streiten, dann mit dem Ziel, sich zu versöhnen und nicht, um zu gewinnen.

„Ich bleibe bei meiner Partnerin, weil ich sie wirklich liebe.“
– Mann, 52 Jahre, aus dem Glückliche-Paare-Index 2025

So klingt das also, wenn echte Männer im besten Alter über echte Liebe sprechen. Keine Phrasen, sondern ein ehrlicher Blick auf das, was zählt. Und vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis dieser Studie: Man wird nicht zu alt für die Liebe. Man wird nur besser darin.

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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