HomeKULTURFilme & SerienFilmkritik zu "The Professor" aka "Richard says Goodbye" (2018)

Filmkritik zu „The Professor“ aka „Richard says Goodbye“ (2018)

Ich bin großer Fan von Johnny Depp, denn ich halte ihn für einen der vielseitigsten Schauspieler unserer Zeit, versehen mit einer nötigen Portion Wahnsinn. Meine Begeisterung wird auch nicht durch den Rosenkrieg getrübt, den er gerade privat vor Gericht mit seiner Ex Amber Heard auskämpft. Vor Kurzem sind wir auf Amazon zufällig beim Film „Richard Says Goodbye“ hängengeblieben. Und da uns der Sinn nach guter Unterhaltung und skurrilem Witz stand, haben wir ihn direkt gestartet. Warum ich ihn hier für Euch vorstelle, ergibt sich aus dem Inhalt.

Denn der Film beginnt mit einer Szene, bei der Literaturprofessor Richard, gespielt von Johnny Depp, durch seinen Doc die Diagnose erhält, an einem unheilbaren Lungenkrebs erkrankt zu sein. Er ist etwa Mitte fünfzig und ihm bleibt ohne Therapie noch etwa ein halbes Jahr. Sofort beschließt er, sein Leben umzukrempeln. Denn er steckt in einer unglücklichen Ehe mit einer Frau, die ihn betrügt. Er trinkt täglich Alkohol und reibt sich mit seiner pubertären Tochter. Und auch wenn ich persönlich recht wenig mit der Figur von Richard gemein habe, so ist die Vorstellung einer solch niederschmetternden Diagnose etwas, mit dem ich mich jetzt mit fast 50 durchaus auseinandersetze. Daher ist durchaus auch inhaltlich ein Bezug vorhanden.

Johnny Depp in "Richard says Goodbye"

Was in „Richard says Goodbye“ folgt, ist aber kein Trip ala Hangover, sondern eine Story mit Tiefgang. Unterteilt in sechs Kapiteln probiert Richard schnellen Sex mit verschiedenen Geschlechtern und ist auch verbotenen Substanzen nicht abgeneigt. Er konfrontiert Freunde und Kollegen mit erschreckender Ehrlichkeit und amüsiert den Zuschauer mit subtilem und derbem Humor. Allerdings nutzt er seine Vorlesungen, um seinen Studenten zuerst deutlich zu reduzieren und ihnen dann ein paar wichtige und wertvolle Tipps mit auf den Weg zu geben. Er bringt die Beziehung zu seiner Tochter auf die Bahn und erlebt einige schräge Momente mit seinem besten Freund. Er befreit sich von allen Zwängen durch das zügellose Verhalten, ohne ins Alberne abzurutschen. Bei seinem Kampf mit dem Leben geht ihm langsam die Zeit aus. Am Ende wäre er sicherlich gern noch geblieben, hat aber alles soweit auf der Spur. Hier gibt’s den Trailer für einen ersten Eindruck.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Fazit zu „Richard says Goodbye“

Man könnte nach Ansicht des Films durchaus etwas kritisieren. Zum Beispiel, dass Johnny Depp in eigentlich jeder Szene seines restlichen Lebens ein alkoholisches Getränk am Start hat. Dazu die permanent zynische Art. Und das Schlimmste: er verheimlicht Frau und Tochter bis zum Ende, wie es um ihn steht. Das führt zwangsläufig zu einem tränenreichen Ende. Aber all das trübte aus unserer Sicht nicht die herausragende schauspielerische Leistung von Johnny Depp. Wer kann schon sagen, wie er selbst sich nach so einer Diagnose verhalten würde? Das kann wohl keiner vorhersagen. Und aus dem Grund ist „Richard says Goodbye“ eine echte Empfehlung. 90 Minuten überzeugende Filmkost zu einem bedrückenden Thema mit einem großartigen Hauptdarsteller, das zwar keine tiefschürfende Erkenntnis liefert oder lange hängenbleibt, aber im Gesamtpaket sehenswert ist. Insbesondere für Männer über 50, die sich fragen, welche Überraschungen das Leben wohl noch bereithält.

Angebot
The Professor [Blu-ray]
  • Depp, Johnny, Dewitt, Rosemarie, Young, Odessa (Schauspieler)
  • Roberts, Wayne(Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren

Fotos: © Praesens-Film AG

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Letzte Beiträge

NTO Podcast #53 mit Toby Gad über das MusicBiz, Superhits & Surfin‘ USA

Mit unserem Gast in Folge 53 wird es erstmals international, der gebürtige Münchner Toby Gad, Jahrgang 1967, ist Songwriter und Musikproduzent und hat Welthits...

SUV, Schaltung, Sparsamkeit – Wie das Alter unsere Mobilität verändert

Früher war das Auto gerade für unsere Generation ein Symbol für Freiheit, Geschwindigkeit, Partys und Adrenalin. Heute ist es für viele Männer ab Mitte...

Photovoltaik für Newbies – Strom erzeugen mit einem Balkonkraftwerk

Es gibt Dinge, die sind so simpel, dass man sich fragt, warum sie nicht längst Standard sind. Ein Balkonkraftwerk gehört genau in diese Kategorie....

Männer unter Null: Was Eisbäder, Kältekammern & Co. wirklich bringen

Eiskalt, aber heiß begehrt: Kältetherapie boomt. Immer mehr Männer entdecken die Kraft von Frost und Eis als Booster für Gesundheit, Regeneration und mentale Frische....

Marathon im Blut? Warum auch deine Gene über den Lauf-Erfolg entscheiden

Neulich haben wir uns im Magazin mit dem Halbmarathon beschäftigt, der goldenen Mitte zwischen sportlicher Herausforderung und machbarem Ziel für Männer im besten Alter....