Ein neues Jahr, alte Versprechen als guter Vorsatz neu formuliert. Meist mit nur sehr kurzer Laufzeit. Kennst du das? Der 1. Januar kommt, du schwörst dir, diesmal durchzuziehen. Aber spätestens im Februar ist alles beim Alten. Kein Alkohol im Januar, die klassische Nummer. Vielleicht auch ein bisschen mehr Sport oder eine etwas gesündere Ernährung. Doch eine aktuelle Studie zeigt: Die Deutschen haben ihre Prioritäten verschoben.
Eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag von Doctolib bringt es an den Tag: Mehr als ein Viertel der Menschen in Deutschland, konkret 29 Prozent, hat „im Januar bereits auf etwas verzichtet oder plant dies für 2026″. Das Überraschende: An der Spitze steht nicht der Verzicht auf Alkohol, sondern auf Zucker und Süßigkeiten. 48 Prozent nennen „Zucker und Süßes“ als besonders sinnvollen Verzicht, „Alkohol“ folgt erst mit 41 Prozent.
Moment mal, Zucker schlägt Alkohol? Für uns Männer im besten Alter, die wir mit dem Feierabend-Bier und dem Glas Rotwein zum Essen großgeworden sind, klingt das erst mal befremdlich. Aber Hand aufs Herz: Wie oft greifst du täglich zu Süßem? Der Keks zum Kaffee, das Stück Kuchen in der Kantine, die Schokolade vorm Fernseher. Zucker ist das heimliche Laster unserer Generation. Und er ist verdammt gefährlich.

Die stille Gefahr: Warum Zucker ab 45 zum Problem wird
Reden wir Klartext. Ab Mitte 40 verändert sich unser Körper. Der Stoffwechsel wird träger, die Muskelmasse nimmt ab, das viszerale Fett – also das gefährliche Bauchfett – nimmt zu. Und genau hier wird Zucker zum echten Problem. Während Alkohol in Maßen (!!!) durchaus auch positive Effekte haben kann, ist übermäßiger Zuckerkonsum ein direkter Weg Richtung Metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt schon 2015 maximal 25 Gramm zugesetzten Zucker pro Tag. Das sind etwa sechs Teelöffel. Klingt nach viel? Ein einziger Fruchtjoghurt kann bereits 20 Gramm enthalten. Ein Glas Cola schlägt mit 35 Gramm zu Buche. Wir sind umgeben von verstecktem Zucker in Fertiggerichten, Saucen oder vermeintlich gesunden Müsliriegeln.
Und dann ist da noch der Alkohol. Klar, Dry January ist sinnvoll. Aber seien wir ehrlich: Viele von uns trinken nicht täglich exzessiv. Das Glas Wein oder Bier am Abend ist für die meisten Best Ager eher Ritual als Sucht. Anders beim Zucker: Der ist täglich präsent, oft unbewusst konsumiert und metabolisch gesehen in unserer Lebensphase deutlich problematischer als ein moderater Alkoholkonsum.
Gewohnheiten durchbrechen: Die 51-Prozent-Hürde
Die Studie offenbart den Kern des Problems: „Am schwersten fällt es“ den Verzichtenden, „Routinen zu durchbrechen“, nämlich 51 Prozent von ihnen. Genau hier liegt die Krux für uns Männer ab 45. Wir haben unsere Gewohnheiten über Jahrzehnte zementiert. Die Currywurst in der Mittagspause seit 25 Jahren. Das Bier nach dem Sport seit der Jugend. Der Schokoriegel am Nachmittag seit, tja, immer schon.
Routinen sind neurologisch tief verankert. Unser Gehirn liebt sie, weil sie Energie sparen. Je älter wir werden, desto stärker klammern wir uns daran. Das macht Veränderungen schwerer, aber nicht unmöglich. Im Gegenteil: Mit zunehmendem Alter wächst auch unsere Selbstdisziplin und die Fähigkeit zur langfristigen Planung. Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Wir haben Freunde, die Herzinfarkte hatten, Diabetes bekamen, zu früh aus dem Leben schieden.
Die Umfrage zeigt: Die wichtigsten Motive für den Verzicht sind „gesundheitlich geprägt: 49 Prozent“ wollen „etwas für ihre Gesundheit und Fitness tun, 38 Prozent wollen bewusster leben und sich besser fühlen“. Das ist kein Zufall. Wir spüren, dass die Zeit begrenzt ist. Die Frage ist nicht mehr: Kann ich verzichten? Sondern: Kann ich es mir leisten, nicht zu verzichten?

Was der Verzicht wirklich bringt: Die Zahlen lügen nicht
Jetzt kommt der Teil, der dich motivieren sollte. Unter denjenigen, die tatsächlich verzichtet haben, sind die Erfolge beeindruckend: „74 Prozent halten ihr Gewicht leichter oder verlieren Gewicht, 67 Prozent berichten von mehr Energie und Konzentration, 65 Prozent von besserem Schlaf und mehr Ausgeglichenheit. 57 Prozent reagieren gelassener und fühlen sich weniger gestresst.“
Lest diese Zahlen gern noch einmal. Drei von vier Personen verlieren Gewicht. Zwei Drittel haben mehr Energie. Besserer Schlaf, mehr Ausgeglichenheit, weniger Stress. All das sind Dinge, für die viele von uns Medikamente nehmen oder teure Wellness-Retreats buchen. Und das alles durch simplen Verzicht.
Besonders spannend: „Rund 46 Prozent berichten von einem positiven Effekt des Verzichts auf das Verhalten im restlichen Jahr.“ Der Januar ist also kein isolierter Kraftakt, sondern ein Hebel für dauerhafte Veränderung. Ein Monat Verzicht kann elf Monate Gewinn bedeuten.
Für uns Best Ager sind diese Effekte besonders wertvoll. Besserer Schlaf bedeutet bessere Regeneration, wichtiger denn je für Muskeln und Gehirn. Mehr Energie bedeutet mehr Lebensqualität, mehr Aktivität, weniger Alterserscheinungen. Gewichtskontrolle bedeutet weniger Belastung für Gelenke, Herz und Kreislauf. Es geht nicht um Eitelkeit, es geht um Lebensjahre.
Die Wahrheit über das Scheitern
Aber bleiben wir realistisch. Obwohl „rund 40 Prozent“ der Verzichtenden „bisher immer durchgehalten haben“, brechen viele vorzeitig ab. Die häufigsten Gründe: „Stärker als erwartet ausgeprägte Gewohnheiten“ bei 21 Prozent, „Stress oder das Bedürfnis nach Belohnung“ bei 16 Prozent, „soziale Anlässe“ bei 14 Prozent.
Erkennst du dich wieder? Der stressige Tag im Büro und plötzlich steht man mit der Chipstüte da. Der Geburtstag des Kollegen und man will nicht der Spielverderber sein. Die schlaflosen Nächte und das Bier soll helfen, runterzukommen.
Hier der unbequeme Fakt: Diese Ausreden sind genau das – Ausreden. Natürlich ist Stress real. Natürlich sind soziale Situationen herausfordernd. Aber wenn du mit 50, 55, 60 Jahren nicht in der Lage bist, einen Monat auf etwas zu verzichten, dann solltest du dich ernsthaft fragen, wer hier wen kontrolliert. Du die Substanz oder die Substanz dich?

Praktische Strategien für Best Ager
Genug der Theorie. Was kannst du konkret tun, um 2026 nicht wieder zu scheitern?
Erstens: Wähle weise.
Die Umfrage zeigt, dass neben Zucker und Alkohol auch „Nikotin“ (29 Prozent) und „Fast Food“ (25 Prozent) häufig genannt werden. Wähle das, was für deine Gesundheit in deiner Lebensphase am kritischsten ist. Mit 50+ ist Nikotin ein absolutes No-Go, dein Herz und deine Lunge werden es dir danken. Zucker ist der heimliche Killer. Fast Food belastet den Stoffwechsel. Sei ehrlich zu dir selbst: Was ist dein größtes Problem?
Zweitens: Nutze digitale Hilfe.
Die Studie zeigt, dass „digitale Angebote mit spielerischen Anreizen“ von 36 Prozent als hilfreich empfunden werden, ebenso „eine Fortschrittsanzeige“ von 35 Prozent und „ärztliche Beratung“ von 21 Prozent. Es gibt unzählige Apps für Verzichts-Challenges. Nutze sie. Wir Best Ager sind digital kompetent genug, es gelten keine Ausreden.
Drittens: Suche Verbündete.
„54 Prozent sehen positive Effekte im Umfeld“ – aber „38 Prozent berichten zugleich von sozialen Spannungen“. Hole deine Partnerin, deine Kinder oder deine Freunde ins Boot. Gemeinsam durchzuhalten ist leichter. Und ja, es wird Menschen geben, die dich belächeln oder sabotieren wollen. Das sagt mehr über sie aus als über dich.
Viertens: Plane Ersatz.
Das „fehlende Belohnungsgefühl“ nennen 21 Prozent, „fehlender Geschmack“ 20 Prozent. Finde Alternativen. Statt Schokolade: ein Stück dunkle Schokolade mit 85 % Kakao (weniger Zucker, mehr Genuss). Statt Bier: alkoholfreies Bier (mittlerweile erstaunlich gut). Statt Fast Food: selbstgekochte, schnelle Gerichte. Verzicht heißt nicht Kasteiung.
Fünftens: Sehe den Januar als Test.
„20 Prozent sehen den Verzicht als Test der eigenen Gewohnheiten.“ Genau das sollte er sein. Ein Monat ist überschaubar. Du testest, ob du Herr deiner Gewohnheiten bist. Du sammelst Daten über dich selbst. Wie fühle ich mich nach zwei Wochen ohne Zucker? Wie schläft es sich ohne abendlichen Alkohol? Diese Erkenntnisse sind Gold wert.
Der medizinische Faktor: Warum gerade jetzt?
Lass uns über etwas sprechen, das die meisten Männer gerne verdrängen: Ab 45 steigt das Risiko für alle großen Zivilisationskrankheiten exponentiell. Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Krebs – die Wahrscheinlichkeit nimmt dramatisch zu. Jedes überflüssige Kilo, jeder Punkt zu viel beim Blutdruck, jeder erhöhte Blutzuckerwert zählt.
Der Januar-Verzicht kann ein Einstieg in präventive Gesundheitspflege sein. „Viele Menschen nutzen den Jahreswechsel, um ihre Gesundheit und die ihrer Familie proaktiv in die Hand zu nehmen und Vorsorge- und Früherkennungstermine zu vereinbaren“, sagt Dr. med. Katharina Schweidtmann, medizinische Expertin bei Doctolib. Verbinde deinen Verzicht mit einem Check-up. Lass Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin checken. Mach den Januar zum Startpunkt für echte Veränderung.
In unserer Altersgruppe ist die Datenlage eindeutig: Moderater Alkoholkonsum (maximal ein Glas Wein oder Bier pro Tag) ist vertretbar, exzessiver Konsum tödlich. Zucker ist in jeder Menge über dem WHO-Limit schädlich. Rauchen ist in jedem Alter Gift, aber ab 45 besonders gefährlich. Fast Food und verarbeitete Lebensmittel fördern Entzündungen im Körper – und chronische Entzündungen sind die Wurzel fast aller Alterskrankheiten.

Die 73 Prozent: Warum viele nicht mitmachen
Die Umfrage zeigt auch: „73 Prozent haben bislang nicht verzichtet.“ Die häufigsten Gründe: „fehlender Nutzen“ bei 33 Prozent, der „Eindruck von Künstlichkeit oder Symbolik“ bei 25 Prozent sowie der „Wunsch, sich selbst keinen zusätzlichen Druck zu machen“ bei 15 Prozent.
Verstehst du diese Haltung? Ich schon. Als Mann ab 45 hast du genug Druck: Job, Familie, vielleicht pflegebedürftige Eltern, finanzielle Verpflichtungen. Da kommt dieser Januar-Hype mit seinem Selbstoptimierungs-Getue oft nervig rüber. Warum solltest du mitmachen bei diesem kollektiven Verzichts-Theater?
Hier die Antwort: Weil es nicht um Theater geht. Es geht um dich, deine Gesundheit, deine verbleibenden guten Jahre. Die Studie zeigt klar: Wer verzichtet, profitiert massiv. Die Zahlen lügen nicht. Wenn du zu den 73 Prozent gehörst, die es für künstlich halten – fair enough. Aber frage dich: Ist das Ihre echte Überzeugung oder ist es die bequeme Ausrede, um nichts ändern zu müssen?
Fazit: Fang an mit dem Vorsatz an. Jetzt.
Du bist nicht zu alt für Veränderung. Du bist genau im richtigen Alter dafür. Mit 45, 50, 60 hast du noch Jahrzehnte vor dir, wenn du jetzt die Weichen stellst. Der Januar 2026 kann ein Wendepunkt sein oder ein weiterer verpasster Moment.
Die Wahl liegt bei dir. Aber wenn du diesen Artikel zu Ende gelesen hast, dann weißt du bereits: Es gibt keine guten Gründe mehr, es nicht zu versuchen. Die Zahlen sind eindeutig. Die Vorteile überwältigend. Die Ausreden durchschaubar.
Also: Was wird es sein? Zucker? Alkohol? Nikotin? Fast Food? Suche dir etwas aus, von dem du weißt, dass es dir nicht guttut. Und verzichte einen Monat lang darauf. Du wirst das bestimmt schaffen. Forza!
