HomePODCASTNTO Podcast #61 mit Gerrit Braun vom Miniatur Wunderland

NTO Podcast #61 mit Gerrit Braun vom Miniatur Wunderland

Seit gut 25 Jahren spielt Gerrit Braun Eisenbahn und hat daraus eine der erfolgreichsten Touristenattraktionen Europas gemacht. Im NOT TOO OLD Podcast spricht der Mitgründer des Miniatur Wunderlands über die Kunst, nie erwachsen zu werden, die Kraft der Zwillingsbeziehung und warum Geld zwar wichtig ist, aber nicht glücklich macht. Er berichtet aber auch von Erschöpfung, dem Wunsch nach Anerkennung und Anfeindungen aufgrund seiner zahlreichen Aktivitäten zu Klimaschutz und Elektromobilität. Hört euch das an!

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Wenn Gerrit Braun morgens aufwacht und nicht ans Älterwerden denkt, fühlt sich sein Leben an wie immer. Erst der Blick in den Spiegel erinnert ihn daran, dass die Sechzig näher rückt. Seit seinem zehnten Lebensjahr, als beide Großväter starben, beschäftigt ihn die Endlichkeit des Lebens. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum er und sein Zwillingsbruder Frederik das Miniatur Wunderland geschaffen haben, quasi eine materielle Manifestation des Mottos: Kind bleiben im Kopf.

Die Kehrseite des ewigen Spiels

Doch die spielerische Leichtigkeit hat ihren Preis. Im vergangenen Sommer brach Gerrits System zusammen. Nach der Monaco-Eröffnung, zehn Jahre Entwicklung für ein technisches Meisterwerk, und der Verantwortung für eine Babykatze in der Familie kamen Schwindel, zitternde Hände und Sprachschwierigkeiten. Die Diagnose: akutes Überlastungsphänomen. Mindestens ein halbes Jahr Ruhe, sonst Burnout.

Seine erste Reaktion? Er fühlte sich verarscht. Ein Jahr später weiß er: So funktioniert das Gehirn nicht. Die Erkenntnis, die ihn seit dem Sommer begleitet: Er neigt dazu, sich selbst unter Druck zu setzen. Sein Gehirn braucht Stress, um gut zu funktionieren oder glaubt das zumindest.

Podcast-Gast Gerrit Braun vom Miniatur Wunderland
Kai Bösel und Gerrit Braun im Miniatur Wunderland zur Aufnahme des NOT TOO OLD Podcast

Vom Hobby zum Business – und zurück zum Spiel

Von außen könnte man meinen, Gerrit hätte sein Hobby zum Beruf gemacht. Die Wahrheit ist komplexer. Siebzig bis achtzig Prozent der Zeit sind harte Arbeit. Fast 500 Mitarbeiter wollen geführt, Bürokratie bewältigt und DIN-Normen erfüllt werden. Trotzdem: Die größeren Projekte würde er nicht angehen, hätten sie keinen spielerischen Aspekt.

Die technische Entwicklung ist atemberaubend. Nach zehn Jahren Entwicklung fahren heute winzige Formel-1-Autos in Monaco. Eigentlich unmöglich, weil in diese Größe kein Motor passt. Gerrit nennt es ein Meisterwerk, auch wenn ihm das Wort schwer über die Lippen geht. Zehn Jahre lang waren die Ideen zur Rennstrecke zu gut, um aufzugeben, und zu schlecht, um fertig zu sein. Der Weg war das Ziel.

Aktuell arbeitet das Team an einer Achterbahn in maßstabsgetreuer Geschwindigkeit. Das Problem: Die Erdanziehungskraft lässt sich nicht verkleinern. Nach über einem Jahr fragen sie sich manchmal, ob es sinnvoll ist, dass drei Leute so lange an etwas arbeiten, das vielleicht nie funktioniert. Aber genau das ist das Spiel.

Die Kraft der Zwillinge

Hätten sie das Wunderland auch alleine schaffen können? Gerrits Antwort ist glasklar: niemals. Geteiltes Leid ist halbes Leid, Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt. Die Brüder haben unterschiedliche Stärken. Gerrit übernahm Technik und Kreativität, Frederik die verrückten Ideen und Führung. Sie streiten lautstark, zehn Minuten später ist Friede, Freude, Eierkuchen. Aus dem Streit entstehen Lösungen.

Heute treffen sie große Entscheidungen gemeinsam, einmal pro Woche. Die alltäglichen Dinge regelt jeder für sich mit der Angewohnheit, beim anderen gerne mitzureden. Besonders gerne im Nachhinein, wenn die Entscheidung falsch war.

Geld als Hygienefaktor

Mit dem Erfolg kam eine wichtige Erkenntnis: Keins der Probleme, die Gerrit Kummer bereiten, lässt sich mit Geld lösen. Allen voran das Älterwerden. Aber – und das ist entscheidend – kein Geld zu haben, ist in unserer westlichen Welt eine beschissene Situation.

Gerrit, der aus einfachen Verhältnissen kommt, weiß: Geld ist der wichtigste Hygienefaktor. Der muss stimmen, damit man herausfinden kann, was wirklich wichtig ist. Diese Luxussituation haben die Braun-Brüder erreicht. Das ermöglicht ihnen, über die schwierigen Fragen nachzudenken und manchmal unbequeme Antworten zu finden. Zum Beispiel, dass sein Antrieb oft aus dem Wunsch nach Anerkennung kommt.

Reichweite und Verantwortung

Mit dem Erfolg kam die öffentliche Aufmerksamkeit. Gerrit und Frederik werden erkannt, sind in TV-Formaten zu sehen. Sie treten lässig und leger auf. Nicht als Statement, sondern weil sie schon immer so waren. Aber Gerrit lernt: Man kann sich gegen das Abheben nicht vollständig wehren. Neue Mitarbeiter weichen ihm auf dem Gang aus, ohne dass er es bemerkt.

Seine Reichweite nutzt er auch für gesellschaftliche Themen. Besonders beim Klimawandel und E-Mobilität. Er weiß aus eigener Erfahrung: Viele Horrorszenarien sind schlicht Lügen. Also veröffentlichte er ein dreistündiges Video über erneuerbare Energien, kommentiert täglich auf Social Media. Die Konsequenzen sind drastisch: Nach der Klimawandel-Aktion mit der Telekom erhielt er Morddrohungen aus der rechten Szene.

Kind bleiben als Lebensmotto

Am Ende hat Gerrit einen Rat für die NOT TOO OLD Hörerschaft: Kind bleiben im Kopf. Und Träume einordnen zwischen realistisch und unrealistisch. Die unrealistischen sind wichtig fürs Träumen. Aber die realistischen, die darf man nicht vergessen anzupacken.

Er erzählt von seinem Wunsch, in Hamburg Snowboard zu fahren. Also baute er sich einen Hügel aus Findlingen und entwickelte eine Schneemaschine. Jetzt können sie im Winter ein paar Tage im Garten über eine kleine Rampe springen. Dann ist es auch wieder langweilig. Aber der Weg war das Ziel.

Gerrit Braun hat mit diesem Ansatz nicht nur beruflich Erfolg gehabt. Er zeigt auch: Die Weigerung, erwachsen zu werden, ist keine Unreife, sondern eine Form der Lebenskunst. Die Fähigkeit zu staunen, zu spielen, verrückte Ideen umzusetzen – das hält jung im Kopf und macht das Leben interessanter. Und wenn es manchmal zu viel wird? Dann ist es wichtig, das anzuerkennen. Auch das gehört zum Erwachsensein dazu.

Mehr Einblicke, Stories und Details gibt’s im kompletten Podcast-Gespräch – reinhören lohnt sich!
Hier findest ihr weitere Folgen des NOT TOO OLD Podcast.

Links zu Gerrit Braun

Website vom Miniatur Wunderlandminiatur-wunderland.de
Wunderland bei Instagram@miniaturwunderland
Wunderland bei youTube@MiWuLaTV
Einblicke in besondere ProjekteGerrits Tagebuch
Gerrits Video zu E-AutosÄNGSTE, MYTHEN, FAKTEN: E-Auto, E-Fuel, E-Heizung
Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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