HomeKULTURFilme & SerienThe Four Seasons - Die Netflix-Serie ist unser TV-Tipp für Best Ager

The Four Seasons – Die Netflix-Serie ist unser TV-Tipp für Best Ager

Stellt euch vor: Drei befreundete Paare im besten Alter, jahrzehntelang unzertrennlich, treffen sich wie gewohnt zu ihrem alljährlichen Wochenendtrip. Doch dann platzt die Bombe, denn eines der Paare will sich trennen. Was folgt, ist eine emotionale Achterbahnfahrt durch die Höhen und Tiefen langjähriger Freundschaften, die Netflix in der Serie The Four Seasons mit Tina Fey, Steve Carell und Colman Domingo meisterhaft und unterhaltsam inszeniert.

Die achtteilige Serie, die am 1. Mai 2025 auf Netflix startete und bereits für eine zweite Staffel verlängert wurde, ist mehr als nur eine weitere Komödie für zwischendurch. Sie ist ein ehrlicher Blick auf das, was viele von uns kennen: die Herausforderungen in der Lebensmitte, wenn sich Freundschaften wandeln, Ehen kriseln und plötzlich nichts mehr so sicher ist wie früher.

Ein Cast, der weiß, wovon er spricht

Die Serie folgt drei Ehepaaren: Kate (Tina Fey, Jg. 1970) und Jack (Will Forte, Jg. 1970), Nick (Steve Carell, Jg. 1962) und Anne (Kerri Kenney-Silver, Jg. 1970), sowie Danny (Colman Domingo, Jg. 1969) und Claude (Marco Calvani, Jg. 1980). Was diese Besetzung so stark macht? Alle Beteiligten sind selbst in einem Alter, in dem die Themen der Serie authentisch ankommen.

Tina Fey, die nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch als Executive Producer fungiert, zeigt Kate als eine Frau, die verzweifelt versucht, die Gruppe zusammenzuhalten, während um sie herum alles auseinanderzubrechen droht. Steve Carell verkörpert Nick als Mann in der Midlife-Crisis, der seine langjährige Ehe beenden möchte, während Will Forte als Jack den ängstlichen Ehemann gibt, der am liebsten allen Konflikten aus dem Weg gehen möchte.

Besonders bemerkenswert ist Colman Domingo als Danny, Kates bester Freund, der zusammen mit seinem italienischen Ehemann Claude eine gleichgeschlechtliche Ehe führt. Die Serie behandelt Homosexualität dabei völlig selbstverständlich – keine große Erklärung, kein Drama um das Coming-out, sondern einfach zwei Menschen, die sich lieben und mit denselben alltäglichen Herausforderungen kämpfen wie alle anderen auch.

Wenn Comedy auf echte Gefühle trifft

The Four Seasons basiert auf Alan Aldas gleichnamigem Film aus dem Jahr 1981, wobei Alda selbst einen Gastauftritt in der Serie hat. Doch wo der Film noch sehr in seiner Zeit verhaftet war, bringt die Netflix-Adaption die Geschichte ins Hier und Jetzt und übersetzt die Herausforderungen der Beziehungen und des Miteinanders in die aktuelle Zeit.

Die Serie scheut sich nicht davor, schwierige Themen anzupacken. Die jahrzehntelange Freundschaft zwischen den drei Paaren wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Scheidung ihre Tradition der vierteljährlichen Wochenendausflüge kompliziert. Was passiert, wenn sich ein Freundeskreis durch eine Trennung neu sortieren muss? Wie geht man damit um, wenn plötzlich neue Partner ins Spiel kommen? Und vor allem: Können Freundschaften solche Erschütterungen überstehen?

Themen, die unter die Haut gehen

Die Stärke von The Four Seasons liegt darin, dass die Serie genau die Themen behandelt, die für Männer in der Lebensmitte hochrelevant sind, ohne dabei in Klischees zu verfallen oder den erhobenen Zeigefinger zu schwingen. Da ist die Frage nach der eigenen Sexualität und Identität, die auch im fortgeschrittenen Alter noch Überraschungen bereithalten kann. Da sind langjährige Ehen, die plötzlich nicht mehr funktionieren, obwohl man doch „alles richtig gemacht“ hat.

Besonders bewegend wird es, wenn die Serie das Thema Tod und Trauer aufgreift. Ohne zu viel zu verraten: The Four Seasons zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit Verlust umgehen und wie sich Freundschaften in Krisenzeiten bewähren müssen.

Die Serie behandelt auch das Thema Toleranz auf eine Art, die Männern unserer Generation gut tut. Es geht nicht darum, political correctness zu predigen, sondern darum zu zeigen, wie sich Menschen, die schon lange befreundet sind, an Veränderungen anpassen müssen. Wenn der beste Freund plötzlich mit einem Mann zusammen ist oder wenn jemand nach 20 Jahren Ehe einen kompletten Neuanfang wagt – wie reagiert man darauf, ohne die Freundschaft zu gefährden?

Perfekt für einen gemeinsamen Serienabend

Was The Four Seasons zu einem idealen Serienerlebnis für Paare macht, ist die Art, wie sie verschiedene Beziehungsmodelle zeigt, ohne zu werten. Jedes der drei Paare steht für einen anderen Typ von Partnerschaft: das langjährig verheiratete Paar, das in einer Routine gefangen ist, das schwule Ehepaar, das mit den typischen Herausforderungen einer längeren Beziehung kämpft, und das Paar, das versucht, trotz grundlegender Probleme zusammenzuhalten.

Diese Vielfalt macht die Serie zu einem perfekten Diskussionsstoff für den Abend zu zweit auf der Couch. Welches Paar erinnert an die eigene Situation? Wo erkennt man sich wieder? Und vor allem: Was würde man selbst in so einer Situation tun?

Die Serie funktioniert aber genauso gut als Solo-Erlebnis für Männer, die sich in der Lebensmitte wiederfinden und sich fragen, ob ihre eigenen Freundschaften ähnlichen Belastungsproben standhalten würden. The Four Seasons gibt keine einfachen Antworten, sondern zeigt die Komplexität menschlicher Beziehungen in all ihren Facetten.

Warum The Four Seasons genau zur richtigen Zeit kommt

In einer Zeit, in der Streaming-Dienste oft auf oberflächliche Comedy oder überdrehte Action setzen, ist The Four Seasons ein wohltuender Kontrapunkt. Die Serie traut sich, langsam zu erzählen und ihren Charakteren Zeit für Entwicklung zu geben. Sie zeigt Menschen, die Fehler machen, sich wieder versöhnen, kämpfen und trotzdem füreinander da sind. Und in den acht Folgen zeigt sich ebenfalls, dass das Leben auch mit 50 noch voller Überraschungen, Herausforderungen und ja, auch Romantik stecken kann.

Das Fazit: Eine Serie mit Herz und Verstand

The Four Seasons auf Netflix ist mehr als nur Unterhaltung, es ist ein ehrlicher Blick auf das, was Freundschaft und Partnerschaft in der Lebensmitte bedeuten können. Die Serie schafft es, lustig und berührend zugleich zu sein, ohne dabei in Kitsch oder Zynismus zu verfallen.

Wer sich selbst in den Hauptcharakteren wiedererkennt oder einfach nur eine gut gemachte Serie mit starken Schauspielern sehen möchte, sollte The Four Seasons eine Chance geben. Am besten zusammen mit der Partnerin oder dem Partner, denn die besten Serien sind die, über die man noch lange nach dem Abspann diskutieren kann.

The Four Seasons streamen:

Die erste Staffel ist komplett auf Netflix verfügbar, und mit der bereits bestätigten zweiten Staffel steht fest: Diese Freundschaften werden wir noch eine Weile begleiten dürfen. Und das ist auch gut so.

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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