HomePODCASTNTO Podcast #62 mit Thorsten Schröder über Langdistanz-Triathlon

NTO Podcast #62 mit Thorsten Schröder über Langdistanz-Triathlon

Abends um acht steht er im Anzug vor zehn Millionen Menschen am Bildschirm und spricht die Tagesschau. Und morgens springt er im Neoprenanzug in die eiskalte Alster. Thorsten Schröder (Jg. 1967) lebt ein Doppelleben zwischen Nachrichten und Extremsport. Im NOT TOO OLD Podcast spricht er über den Norseman in Norwegen, das Älterwerden im Leistungssport, seine Liebe zum FC St. Pauli und warum Nachrichtensprecher auch tanzen dürfen.

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Fast 15 Stunden durch die norwegische Wildnis

Der Norseman gilt als einer der härtesten Triathlons der Welt. 3,8 Kilometer Schwimmen im eiskalten Fjord, 180 Kilometer Radfahren durch norwegische Berge, dann ein Marathon mit 700 Höhenmetern bergauf auf steinigem Untergrund. Ziel: ein vernebelter Gipfel auf 1850 Metern. Bei Regen, Wind und in völliger Einsamkeit.

Im August 2025 stand Thorsten nach 14:59:19 Stunden oben. Als 123. von 254 Startern. Mit einem schwarzen Finisher-Shirt, das nur die ersten 160 bekommen. Und das alles mit einem Schlüsselbeinbruch, der erst fünf Monate vorher passiert war.

„Ich hatte meine Bedenken“, gibt er zu. „Zwei Monate kein Schwimmtraining in der Hochphase – das war nicht ideal.“ Aber er probierte es einfach. „Was kann passieren? Mehr als aufgeben eigentlich nicht.“ Diese Einstellung zieht sich durch Thorstens Leben: Why not?

Das Häppchenprinzip: Wie man 226 Kilometer schafft

226 Kilometer aus eigener Kraft klingen unvorstellbar. Thorstens Strategie: das Häppchenprinzip. „Ich sehe erstmal das Schwimmen und denke: Wenn du keine Panikattacke hast, dann genieß das. Dann hast du schon ein Drittel hinter dir.“

Beim Radfahren zählt er nach jeweils 60 Kilometern: ein Drittel geschafft. Nach 100: schon dreistellig. Beim Marathon Runde für Runde. „Man kann sich das – und das muss ich machen, um es zu ertragen – in kleine Häppchen aufteilen“, sagt er lachend.

Diese mentale Stärke hat er sich über Jahre erarbeitet. 2022 schloss er seine Ausbildung zum Sportmentaltrainer ab. „Der Kopf ist mit das Entscheidende. Die Füße hängen vom Kopf ab.“ Seine wichtigste Erkenntnis: positiv denken, sich kleine Etappenziele setzen und zurückblicken auf das Geschaffte, nicht nur nach vorne auf das, was noch kommt.

Vom Nichtschwimmer zum Triathlon-Ass

Dabei war Thorsten als Kind kein Schwimmer. „Kacheln zählen? Total langweilig“, erinnert er sich. Erst Ende der Neunziger kam die Wende durch einen Freund, der ihn zum Triathlon überredete. Damals schwamm er nur dreimal vor dem Wettkampf ins Becken, ein Kumpel überholte ihn sogar brustschwimmend.

Heute schwimmt er zwei- bis dreimal pro Woche drei bis vier Kilometer. Die Transformation zeigt: Dinge können sich ändern, wenn man es will. „Bei mir hat sich das dramatisch gewandelt. Für diejenigen, die Schwimmen auch nicht mögen – das kann sich ändern.“

Älterwerden: „Ich gehöre jetzt eher zu denen mit Mühe“

Mit 57 merkt Thorsten das Älterwerden deutlicher. Nicht unbedingt beim Sport selbst, sondern bei der Regeneration. Nach Nachtschichten in der Redaktion braucht er länger zum erholen. Die Spritzigkeit ist weniger geworden. Auf Hawaii 2022 machte ihm die Hitze mehr zu schaffen als fünf Jahre zuvor.

„Im Fitnesscenter sehe ich die älteren Rentner und die jüngeren Leute und weiß: Ich gehöre jetzt eher zu denen, die schon so ein bisschen Mühe haben“, sagt er nachdenklich. Die 60 rückt näher. „Das klingt für mich schon ein bisschen komisch und schon relativ alt.“

Aber noch ist alles in Ordnung. Und als er 50 wurde, freute er sich sogar aufs Älterwerden – denn mit der neuen Altersklasse hatte er bessere Chancen, sich für Hawaii zu qualifizieren. „Deshalb sehnte ich dieses Alter herbei“, lacht er. Anders als die meisten anderen.

Das Doppelleben: Tagesschau und Training

Seit über 20 Jahren spricht Thorsten die Tagesschau. Bei der 20-Uhr-Ausgabe ist er nicht in redaktionelle Abläufe involviert. Er kommt, holt die Zettel, spricht – und geht. Bei NDR Info moderiert er hingegen, ist in Redaktionskonferenzen dabei, entscheidet mit über Themen. „Diese Mischung finde ich genial – das ist ein Traumjob.“

Der Vorteil seines Jobs: flexible Arbeitszeiten. Als Frühdienstler hat er oft ab mittags frei. Bei der 20-Uhr-Ausgabe bleiben die Vormittage zum Trainieren. „Im Winter kann ich öfter als andere diese Helligkeit nutzen, um im Hellen draußen zu laufen.“

Die Tagesschau verändert sich. Früher saßen Sprecher hinter Tischen, heute stehen sie. Die Sprache ist lockerer geworden, verständlicher. Nur die Krawatte bleibt – zumindest bei der 20-Uhr-Ausgabe. „Ich finde es richtig, dass wir in der Hauptausgabe noch eine gewisse Seriosität ausstrahlen.“

Tanzend durch die Nacht: Das MIA-Musikvideo

Ob Nachrichtensprecher in anderen TV-Formaten auftreten sollten? Thorsten findet: ja. Er selbst tanzte eine ganze Nacht für das Musikvideo der Band MIA – zwölf Stunden Choreografie, lippensynchron den gesamten Song. „Ich bin kein Profitänzer, ich mache Freestyle“, lacht er.

Die Choreografin, die normalerweise mit Profis arbeitet, musste Abstriche machen. Kein doppelter Salto. Aber am Ende blieben „ganz lustige Moves“ übrig. „Ich war froh, dass ich langdistanztrainiert bin, sonst wäre ich zusammengesackt.“

Das Video zeigt: Nachrichtensprecher sind auch Menschen. Mit versteckten Talenten.

St. Pauli: 42 Jahre Liebe

Seit 1983 ist Thorsten St. Pauli-Fan. 42 Jahre. 2006 kaufte er eine Lebensdauerkarte für den Stehplatz – damals, als der Verein in finanziellen Nöten steckte. „Man wusste nicht, ob das ein Griff ins Klo ist. Ob die in der fünften Liga neu beginnen müssen.“ Aber diese Liebe verlässt man nicht.

Bei Wettkämpfen klebt er sich Totenkopf-Tattoos auf die Wade. Ein Statement. Was ihn fasziniert? Die Haltung des Vereins. Die Werte. „Ich finde Demokratie ziemlich gut. Mit all den Schwächen, aber alles andere finde ich wirklich doof.“ Dass St. Pauli für Weltoffenheit steht, gegen Investoren und für ein anderes Fußball-Modell – genau deshalb ist er dabei.

Genuss ohne Alkohol

Thorsten trinkt keinen Alkohol. Aus sportlichen Gründen verzichtete er mal und merkte: „Mir geht es total gut ohne.“ Den Hype um den „Dry January“ versteht er nicht. „Warum muss herausgehoben werden, dass man mal einen läppischen Monat lang keinen Alkohol trinkt?“

Sein Genuss sind Kaffee, die frische Luft beim Laufen, das Rauschen des Flusses. Seine Ernährung: gesund, viel Obst und Gemüse, kein Fleisch, keine Nahrungsergänzungsmittel. „Wenn du dich halbwegs vernünftig ernährst, nimmst du alles Wichtige auf.“ Hat für den Norseman gereicht.

Was kommt als Nächstes?

Den Norseman würde er gerne noch mal machen. In vier, fünf Jahren. Hawaii mit der neuen Altersklasse auch. Aber erstmal eine ruhigere Saison. „Ich will nicht so konsequent trainieren müssen.“ Trotzdem steht jeden Tag etwas an. Heute Schwimmen. Gestern Rolle. Übermorgen Laufen.

Seine Botschaft an andere? „Einfach mal rausgehen, sich den Wind um die Nase wehen lassen.“ Man muss ja nicht gleich einen Ironman machen. Aber Bewegung tut gut. Für die Gesundheit, die Fitness, die Frische im Kopf.

Und vor allem: keine Druck-Sprache. Nicht „ich muss trainieren“, sondern „ich darf schwimmen gehen“. Diese positive Wendung macht den Unterschied.

Thorsten Schröder zeigt mit 57: Grenzen existieren oft nur im Kopf. Mit mentaler Stärke, dem richtigen Plan und einer positiven Einstellung kann man Dinge schaffen, die unmöglich erscheinen. Abends seriös vor der Kamera, morgens im Neoprenanzug in der Alster. Beides passt zusammen. Man muss sich nicht entscheiden. Man kann beides leben. Mit 57. Mit 60. Und darüber hinaus.

Mehr Einblicke, Stories und Details gibt’s im kompletten Podcast-Gespräch – reinhören lohnt sich! Lieben Dank an dieser Stelle an das Haciendo Café in Hamburg Fuhlsbüttel, dass wir bei euch zu Gast sein durften!

Hier findet ihr alle Folgen vom NOT TOO OLD Podcast.

Links zu Thorsten Schröder

Website vom Thorsten Schröderthorsten-schroeder.de
Thorsten Schröder bei Instagram@thorsoschroeder
Bücher von Thorsten Schröderbei Amazon (Affiliate)
Thorsten im MusikvideoLimbo (Mia) bei youTube
Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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